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 Christian v. Ditfurth
 Wrangelstr. 91
 10997 Berlin
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Stand: 13. 1. 2009

Aus Rezensionen
über "Mit Blindheit geschlagen":

"Mehr als einmal fragt sich Stachelmann, ob es nicht besser gewesen wäre, wenn ihn vor Jahren eine anmutige Staublunge heimgeholt hätte. Das aber wäre für ihn und anspruchsvolle Krimileser wie uns ausnehmend schmerzlich gewesen."
Die Welt

"Schnell ist man hierzulande mit Etiketten wie 'der deutsche Mankell' bei der Hand ... Abgesehen davon, dass sich mit dem Ditfurth-Stoff die Nächte ebenso trefflich kürzen lassen, wird man dem Autor damit nicht gerecht. Seine Figur ist unverwechselbar."
Westdeutsche Allgemeine Zeitung

"Ein kenntnisreich erzählter, süffig geschriebener, atmosphärisch starker Kriminalroman"
Deutsche Welle

"Reihum glänzende Kritiken"
Darmstädter Echo

"Mit seinem Stachelmann hat Ditfurth der deutschen Krimiszene einen Charakter geschenkt, der sich hoffentlich oft in den Gespinsten deutscher Vergangenheit verfängt."
Kieler Nachrichten

"Auch in seinem zweiten Stachelmann-Krimi zeigt sich von Ditfurth als einer der besten deutschen Krimiautoren."
Max

"Dieser unfreiwillige Ermittler und sein Autor gehören zum Besten, was die deutsche Krimilandschaft derzeit zu bieten hat."
Nordkurier

"Der muffelige Geschichtsprofessor ist mir irgendwie ans Herz gewachsen."
Brigitte

"Dieser Krimi ist intelligent, mit Rückblenden und Schnitten geschickt aufgebaut und sehr, sehr spannend."
Lübecker Nachrichten

"Was Josef Maria Stachelmann zutage fördert, wirft ein helles Licht auf das, was bisher im Dunkeln blieb."
Badische Zeitung

"Ausgesprochen gut recherchiert, unterhaltsam geschrieben und spannend. ... Das Szenario erscheint erschreckend real."
NDR Info

"Wir lesen, und sofort werden wir in die Handlung gesogen; die Spannung steigt, ... und am Schluss werden alle Fäden entwirrt, logisch überzeugend."
Gießener Allgemeine

"Der wohl sympathischste und glaubwürdigste Ermittler, der derzeit auf dem deutschen Krimimarkt zu haben ist"
amazon.de

"Das Finale ... schreit nach Verfilmung."
Sächsische Zeitung

"Der Krimi fesselt einen so sehr, dass man ihn gar nicht mehr aus der Hand legen möchte."
dpa

"Stachelmanns zweiter Fall ... zeigt: Beim Krimi lohnt Umsteigen auf deutsche Autoren!"
Buchmarkt

"Dieser ungewöhnliche Krimi besticht durch eine exzellente Dramaturgie."
Buchrezensionen online

"Eine spannende und schlüssige ... Geschichte, wie sie nur in Deutschland spielen kann."
Kölner Stadtanzeiger

"Ein böses Sittengemälde aus Deutschland."
Der Standard (Wien)

"Beklemmendes historisches Kolorit"
Zofinger Tagblatt
/ Mittelland-Zeitung (Schweiz)

 Rezensionen

Rezensionen

 

Die Revolution frisst ihre Kinder

Der Historiker Christian v. Ditfurth legt einen weiteren fiktionalen Geschichtsroman vor - diesmal wird Rosa Luxemburg zur tragischen Heldin.
Was wäre, wenn ... Hitler vor 1933 einem Anschlag zum Opfer gefallen wäre? Die Verschwörung des 20. Juli 1944 Erfolg gehabt hätte? Die deutsche Einheit 1990 unter umgekehrten Vorzeichen - Anschluss der BRD an die DDR - zustande gekommen wäre? Derlei Szenarien hat der Historiker Christian v. Ditfurth schon in drei Romanen kreativ ausgeschmückt; sie heißen "Der Consul", "Der 21. Juli" und "Die Mauer steht am Rhein".
Jetzt geht Ditfurth einen Schritt weiter in die Vergangenheit zurück und spinnt den Gedanken fort, wie die Geschichte vielleicht verlaufen wäre, wenn Rosa Luxemburg und Karl Liebknecht am 15. Januar 1919 nicht ermordet, sondern befreit worden wären und der proletarischen Revolution in Deutschland zum Sieg verholfen hätten.
Konspirativ, zeitweise mit illegalen Mitteln, führen die Spartakisten, nun als KPD konstituiert, ihren Kampf gegen die Regierung Friedrich Eberts. Dessen SPD hat sich mit der Reichswehr verbündet und sich zunächst auch der reaktionären Freikorps bedient - so weit entspricht es den historischen Tatsachen. Nun aber gelingt es den Kommunisten und der Unabhängigen Sozialdemokratischen Partei Deutschlands (USPD), die sich im Ersten Weltkrieg von der Mehrheits-SPD abgespalten haben, Ebert zu stürzen und selbst die Macht zu übernehmen.
Doch wer hat die Macht wirklich in Händen? Misstrauisch belauern sich die Revolutionäre - der Spartakusbund gehörte der USPD an, und unter den Kommunisten selbst gibt es strategische Differenzen um die Frage, ob Terror zur Absicherung der Macht nötig ist. Rosa Luxemburg, die neue Volkskommissarin für Wirtschaft, wird zwar von den Massen umjubelt, hat aber innerhalb der eigenen Revolutionsregierung einflussreiche Gegner, die nicht immer klar zu orten sind.
Zudem versucht der sowjetische Revolutionsführer Lenin von außen, die Ereignisse in Deutschland zu steuern. Die deutschen Kommunisten hält er für einen "kleinen Haufen ohne klare Linie". Deshalb schickt er der Spartakus-Führerin in Gestalt des fiktiven Genossen Sebastian Zacharias einen Aufpasser, der gleichermaßen Luxemburgs Leibwächter und Spitzel des sowjetischen Geheimdienstes sein soll.
Nichts ist, wie es scheint - Ditfurth treibt eine geistreiche Spielerei mit teils historischen, teils erfundenen Figuren. Er verdichtet ein faszinierendes Konstrukt aus Fakten und Phantasie zu einem spannenden Thriller, der mit einem überraschenden Knalleffekt endet. Dabei hatte es Zacharias schon frühzeitig geahnt: "Vertrauen ist der erste Schritt in den Tod."
Norbert F. Pötzl, Spiegel special, Nr. 6/2005

 

"Großartiger Politkrimi"

Rosa Luxemburg, von den Genossen glühend bewunderte und von den Konservativen gehasste Kämpferin für eine kommunistische Revolution in Deutschland. Kam der Auftrag für ihren Mord von Lenin? Oder von den deutschen Rechten? Was geschah damals, im Frühjahr 1919, wirklich in Berlin? +++ Christian von Ditfurth, "gelernter" Historiker, beantwortet die Frage in Form eines ausgefallenen, informativen und spannenden Krimis. Zacharias, aus dessen Sicht die Geschchte geschildert wird, geriet im ersten Weltkrieg in russische Kriegsgefangenschaft, wurde dort zum Kommunisten, arbeitete anschließend für die "Tscheka", die russische Terrororganisation Lenins. Er mordete ohne Skrupel alle, die als "Klassenfeinde" galten - Bauern, die Getreide versteckten, statt es den Kommissaren abzuliefern, "Bürgerliche", weil sie nicht zur "Arbeiterklasse" zählten, Soldaten, die gegen die Kommunisten kämpften. Ihn schicken Lenin und Tscheka-Chef Dserschinski nach Deutschland - um Rosa Luxemburg zu schützen. Im März 1919. Damals kämpfen auch hier "Arbeiterräte" und SPD-Gewerkschaften, Reichswehr und Freikorps-Truppen um die "richtige" Regierung. Das Volk hungerte nach dem verlorenen Krieg, und besonders die linken "Genossen" stritten sich erbittert, wie die ersehnte Revolution durchgeführt werden sollte - als Diktatur weniger oder als Demokratie mit Mehrheitsentscheidung, durch den Mord Andersgläubiger oder durch Überredung statt Terror. Rosa Luxemburg war überzeugte Anhängerin der Freiheit, die nach ihrem berühmten Ausspruch immer "die Freiheit der Andersdenkenden" sein wollte. Das alles ist Geschichte, Historikern bekannt, wenn auch in den Schulen kaum gelehrt. Von Ditfurth arbeitet mit den historischen Personen, erfand nur Zacharias neu, der zwischen allen Fronten steht, Rosa Luxemburg beschützen möchte, aber weiß: Wenn er die Befehle aus Moskau nicht befolgt, bekommt auch er bald eine Kugel in den Kopf. +++ Zugegeben: Wer sich nicht für Poltik interessiert, kein Interesse an der Zeit direkt nach dem ersten Weltkrieg hat, wird sich ein bisschen schwer mit dem Buch tun, obwohl der Autor auch die politischen Diskussionen meisterhaft darstellt. Alle, die wissen wollen, warum die Kommunisten in Deutschland verloren, sich aber in Russland durchsetzten, bekommen mit dem "Luxemburg-Komplott" einen großartigen, besonders spannenden Politkrimi mit einem sehr, sehr überraschenden Schluß.
Anne von Blomberg, www.readme.de, 18. August 2005

 

Wenn Rosa Luxemburg überlebt hätte
Die Kommunistin Rosa Luxemburg wurde 1919 ermordet. Christian von Ditfurth hat in seinem neuen Roman die Geschichte umgeschrieben: Rosa Luxemburg überlebt, und die sozialistische Revolution siegt.

Am 14. Januar 1919 veröffentlichte die "Rote Fahne", das Zentralorgan der neu gegründeten Kommunistischen Partei, den Artikel "Ordnung herrscht in Berlin" von Rosa Luxemburg - eine bittere, leidenschaftliche Anklage der Gewalt, mit der die Regierung des sozialdemokratischen Reichskanzlers Friedrich Ebert und ihre Soldaten gegen revolutionäre Sozialisten vorgingen. Ebenfalls am 14. Januar 1919 verteilten Freikorps-Soldaten in Berlin ein Flugblatt, auf dem stand: "Die Garde-Kavallerie-Schützen-Division ist in Berlin einmarschiert. Berliner! Die Division verspricht Euch, nicht eher die Hauptstadt zu verlassen, als bis die Ordnung endgültig wiederhergestellt ist."
Am 15. Januar 1919 wurde Rosa Luxemburg von Soldaten der Garde-Kavallerie-Schützen-Division ermordet. Ihre Leiche wurde in den Landwehrkanal geworfen und erst mehr als vier Monate später gefunden. Zu ihrer Beerdigung am 13. Juni kamen so viele Menschen, dass Eintrittskarten ausgegeben wurden.
Populär ist Rosa Luxemburg auf der Linken bis heute: Die Parteistiftung der PDS ist nach ihr benannt, und jedes Jahr zu ihrem Todestag versammeln sich Sozialisten, von der PDS bis zu den allerlinkesten Splittergruppen, zur "Liebknecht-Luxemburg-Demonstration" in Berlin. "Der große Vorzug von Rosa Luxemburg", sagt der Historiker und Schriftsteller Christian von Ditfurth (52), "ist, dass sie ermordet wurde. Bei Lenin weiß man, was er getan hat. Sie dagegen konnte nichts von dem realisieren, was man als ihr Programm bezeichnen könnte." In seinem neuen Roman "Das Luxemburg-Komplott" (s. unten stehende Rezension) beraubt Ditfurth Rosa Luxemburg ihres großen Vorzugs: Sie und Karl Liebknecht entkommen den Soldaten, und es gibt eine sozialistische Revolution. Das war das Ziel, für das die wirkliche Rosa Luxemburg stritt. Der Kampf zwischen Bourgeoisie und Proletariat war für sie "der letzte große Kampf, in dem es sich um Sein oder Nichtsein der Ausbeutung, um eine Wende der Menschheitsgeschichte handelt, ein Kampf, in dem es keine Ausflucht, kein Kompromiss, keine Gnade geben kann". Sie rechtfertigte deshalb die Diktatur des Proletariats und verhöhnte die Hoffnung auf den Parlamentarismus: Der solle wohl "das Todesringen zweier Welten in ein lindes Säuseln parlamentarischer Redeschlachten und Majoritätsbeschlüsse auflösen!"
Einerseits. Andererseits kritisierte Rosa Luxemburg schon 1918 die russische Revolution für ihre Missachtung der Freiheit. Es sei, schrieb sie, "eine offenkundige, unbestreitbare Tatsache, dass ohne freie, ungehemmte Presse, ohne ungehindertes Vereins- und Versammlungsleben gerade die Herrschaft breiter Volksmassen völlig undenkbar ist".
Ohne Revolution, vermutet Ditfurth, wäre Rosa Luxemburg in einer Splittergruppe gelandet. Mit ihrer kritischen Haltung zu Lenin und der bolschewistischen Revolution in Russland hätte sie sich in der Kommunistischen Partei nicht halten können - "aber den Weg zurück in die SPD konnte sie nach der Geschichte des Streits auch nicht gehen".
Christian von Ditfurth kennt sich aus mit der Linken und mit Rosa Luxemburg. In seiner Jugend war er Mitglied der DKP, er verbrachte sogar ein Jahr auf einer Parteischule in Ostberlin. Und natürlich las er die Schriften von Rosa Luxemburg - wie auch die von Marx, Engels, Lenin, Trotzki, ja sogar Stalin. Die Texte von Rosa Luxemburg hatten es ihm besonders angetan - weil sie so gut geschrieben waren. "Niemand hat sich so brillant geirrt wie sie. Was sie schreibt, ist immer witzig und intelligent - selbst, wenn es Unsinn ist."

Verstrickt in die Gewalt

"Das Luxemburg-Komplott" beleuchtet das Dilemma der Revolution
War der Zusammenbruch des Kommunismus schon in seinem Beginn angelegt? Führt ein gerader Weg von der russischen Revolution zum stalinistischen Terror? Wäre ein sozialistischer Staat in Deutschland schon 1919 auch ohne sowjetischen Zwang möglich gewesen?
Christian von Ditfurth sucht Antworten auf diese Fragen mit dem Kunstgriff, den er schon mehrmals angewandt hat: Er schreibt die Geschichte um. In "Die Mauer steht am Rhein" ließ er die DDR expandieren statt untergehen. In "Der 21. Juli" ließ er Deutschland unter neuer Führung den Zweiten Weltkrieg gewinnen. In "Der Consul" ließ er Hitler 1932 ermorden. Diesmal also überlebt Rosa Luxemburg, und die Revolution siegt in Deutschland. Doch schon bald gerät Rosa Luxemburgs Leben wieder in Gefahr ...
"Das Luxemburg-Komplott" ist eher ein politischer Essay mit verteilten Rollen als ein geformter Roman. Die Personen sind nur holzschnitthaft charakterisiert, innere Monologe sind überfrachtet mit geschichtlichen Darstellungen und Analysen, und die Thriller-Handlung kommt inmitten der politischen Erörterung nicht recht in Fahrt.
Den literarischen Mängeln stehen große historische Genauigkeit und kluge politische Analyse gegenüber. Dabei bewährt sich das Verfahren der verteilten Rollen. Es treten auf, unter anderen: Rosa Luxemburg, die kämpferische Idealistin. Karl Liebknecht, der revolutionäre Hitzkopf. Ernst Reuter (Deckname: Friesland), der bolschewistische Hardliner. Alles historische Figuren, die sich in diesem Roman Wortgefechte liefern über revolutionäre Strategie, über Demokratie, über Wirtschaftspolitik, über Terror. Und mittendrin der erfundene, junge deutsche Kommunist Sebastian Zacharias. Er hat sich als brutaler Tscheka-Agent das Vertrauen der Sowjetmacht verdient und wird nach Deutschland geschickt, um Rosa Luxemburg zu beschützen, auszuspionieren und zu beeinflussen. Doch ihm kommen Zweifel an seiner Mission.
Das eigentliche Thema des Buches ist nicht der Sozialismus, sondern das Dilemma der bewaffneten Revolution: Wird eine gute Sache mit Gewalt verteidigt, zerstört die Gewalt die gute Sache von innen. Das legt dieser Roman anschaulich und glaubwürdig dar - am Beispiel von Personen, die sich auf verschiedene Arten in die Logik der Gewalt verstrickt haben. Es ist eine Erkenntnis, die auch nach der Niederlage des Kommunismus aktuell bleibt: Selbst eine so gute Sache wie die Demokratie leidet, wenn sie mit Gewalt verwirklicht wird.
Hanno Kabel, Lübecker Nachrichten, 21./22. August 2005

 

"Lebendige Geschichte"

Der Historiker Christian von Ditfurth hat sich in den letzten Jahren als Autor etabliert. Alle zwei Jahre erscheint ein Krimi um den Dozenten Stachelmann. Aber auch hier geht es um Geschichte. Im ersten Roman spürt Stachelmann die Nachwirkungen der Judenenteignungen, im zweiten Band geht es um die Fluchthelferbewegung der ehemaligen DDR. Dazwischen veröffentlicht er geschichtliche Spielereien, angefangen von der spiegelverkehrten Wiedervereinigungsgeschichte "Die Mauer steht am Rhein" über das gelungene Attentat auf Hitler und dessen Auswirkungen am "21.Juli" und der Ermordung Hitlers 1932 vor der Machtergreifung und deren Hintermänner in "Der Consul".
Mit seinem neuen Roman "Das Luxemburg-Komplott" geht er zum ersten Mal literarisch in die Zeit der entstehenden Weimarer Republik zurück. In dem Versailler Vertrag und der Knebelung sieht von Ditfurth auch die Wurzeln für das spätere Dritte Reich. Außerdem hat er sich schon in seinem Studium intensiv mit der Gründung der kommunistischen Partei und Rosa Luxemburgs Schriften beschäftigt.
Der 15. Januar 1919 – an diesem Tag setzt die Handlung ein. Rosa Luxemburg wird von Soldaten der Garde-Kavallerie-Schützen-Division ermordet und ihre Leiche in den Landwehrkanal geworfen. Von diesem Punkt an beginnt Christian von Ditfurths alternative Spielerei mit der Geschichte. Dabei geht es weniger um die Täter oder das Schicksal der Opfer, sondern wie in seinen bisherigen drei Alternativweltgeschichten "Die Mauer steht am Rhein", "Der 21.Juli" und "Der Consul" um grundlegende Fragen. Trägt der Kommunismus sein Krebsgeschwür, was schließlich zum "Tod"/Zusammenbruch führte, schon seit seiner Geburt in den wirren chaotischen Tagen der russischen Revolution und der deutschen Arbeiterbewegungen in seinen Adern? Hätte die von Karl Liebknecht und Rosa Luxemburg angeführte Bewegung Ende des Ersten Weltkriegs eine reelle Überlebenschance? Oder hätte ein deutscher kommunistischer Staat nur unter der Führung der Sowjetunion und dem sanften Druck des großen Bruders entstehen können? Wer waren die eigentlichen Machthaber in der Nachkaiserzeit? Wo ist der große Unterschied zwischen einem politischen Manifest und der realen Umsetzung der Theorie zu einem funktionierenden Staatengebilde?
Von Ditfurth wirft einige dieser Fragen in den Ring, scheut sich aber auch, auf alle eine Antwort zu geben bzw. zu suchen. Das entwertet gegen Ende des politischen Handlungsbogens seine Vision. Von Ditfurth macht es sich zu einfach, eine weitere Machtquelle hinter der politischen Macht zu etablieren. Trotzdem trägt seine hier vorgetragene Theorie politischen Sprengstoff. Eine ähnliche Idee hat er in "Der Consul" formuliert.
So unterteilt sich von Ditfurths neuer Roman in zwei fast gleichberechtigte, aber qualitativ ungleiche Teile. Das historische Geschehen mit einer Mischung aus realen und einem herausragenden fiktiven Charakteren und der eigentliche Romanteil. Auf den Handlungsbogen sollte gesondert eingegangen werden, zu sehr unterscheidet sich der Historiker von Ditfurth vom Schriftsteller von Ditfurth. Beide sprechen unterschiedliche Kreise an. Vergleicht man die bisherigen Werke auch unter Einbeziehung der beiden Stachelmannkrimis, so fällt auf, dass im "Luxemburg-Komplott" der historische Hintergrund im Mittelpunkt steht. Nicht umsonst hat sich der Autor Zeit seiner Jugend mit den Linken und der Person Rosa Luxemburg auseinandergesetzt. Er vertritt die Ansicht, dass Rosa Luxemburg auf längere Sicht in einer an die Thesen der sowjetischen Partei angelehnten kommunistischen Regierung nicht zu halten gewesen wäre. Der Weg zurück zur SPD wäre ihr auch versperrt gewesen - so bleibt das harte Urteil, dass der Mythos Rosa Luxemburg durch ihren Tod gesät worden ist. Die Geschichte urteilt über Lenins grausame Taten und nicht seine politischen Ziele. So taucht dieser charismatische Führer nur am Rande des Romans auf und bleibt in den Wirren der sozialistischen Revolution Deutschlands stetig präsent. Viele historische Persönlichkeiten tragen Lenins Fahne nicht uneigennützig.
Zu dem Kreis komplex entwickelter, historischer Persönlichkeiten gehören Karl Liebknecht, genau wie Rosa Luxemburg nicht in der Lage, sein Manifest umzusetzen und deswegen ein Schattenheld, der nie mit der Realität konfrontiert worden ist. Der sowjetische Hardliner Ernst Reuter, der wahrscheinlich mehr über die wahren Zustände der Sowjetunion und die Sonnenseiten des Politbüros wusste als alle anderen, dazu die zweifelnden SPD Politiker und die Reste einer besiegten Armee. Im Hintergrund die ehemaligen Generäle Hinderburg und Pabst. Eine solche Fülle authentischer Charaktere gab es noch in keinem seiner Romane und spätestens nach der Lektüre der Lebensläufe im Anhang des Buches gewinnt das Buch an morbider Faszination. Der Leser stellt sich unwillkürlich die Frage, ob alle Protagonisten genauso gehandelt hätten, wenn sie ihr eigenes, oft blutiges Schicksal erahnen könnten.
Aber der Autor verlässt sich nicht nur auf lebende Vorbilder, die treibende Kraft einer solchen Fiktion sollte selbst eine Erfindung sein. Nur so gewinnt von Ditfurth die schriftstellerische Freiheit, Realität und Spekulation in einem zusammenhängenden Roman zu verbinden.
Zwischen allen Fronten steht ein Spion wider Willen, der junge Zacharias, deutscher Kriegsgefangener, zum Tschka- Agenten gedrillt, der mit brutaler Gewalt das neue kommunistische Regime den feigen Bauern einbläut und der neue Leibwächter Rosa Luxemburgs. Nach dem gescheiterten Attentat schicken die Russen ihn nach Berlin zurück, in der Hoffnung, die Luxemburg nicht nur zu schützen, sondern zu kontrollieren. Und sollte das nicht funktionieren, schließlich selbst zu töten.
Sein fiktiver Charakter Zacharias ist dabei eine interessante Zwitterpersönlichkeit. Auf der einen Seite Opportunist, dem die Partei eine goldene Zukunft verspricht, auf der anderen Seite ein aktives Opfer des leninistischen Terrors. Er hat in Russland wehrlose Bauern erschossen, um ihnen das Getreide für die hungernde Bevölkerung zu stehlen, er hat die Funktionäre gesehen, die bei Wein, Weib und Gesang das hohe Lied auf die Gleichberechtigung gesungen haben, während draußen vor den Türen der Paläste die Menschen auf den Straßen verhungern und letztendlich hat er zwei Parlamentäre hinterrücks erschossen, um Rosa Luxemburgs Aufenthaltsort geheim zuhalten. Die stellt ihm entsetzt die Frage, worin sich die Revolutionäre noch von den anderen anarchistischen und radikalen Kräften im zerstrittenen Deutschland unterscheiden? Ob das Ziel den Weg noch wert ist. Vergleicht man die einzelnen Figuren in von Ditfurths inzwischen drei historischen Spielereien – Werdin, den ehemaligen SS-Offizier aus "Der 21.Juli" und den Inspektor Soetting als Ich-Erzähler in "Der Consul" und schließlich Zacharias – so wirkt Letzterer am aktivsten. Werdin erfüllt einen Auftrag, den er von vorneherein als Himmelfahrtskommando entlarvt, Soetting wird durch die Ermordung Hitlers und seinen Drang, das Verbrechen gegen die öffentliche Meinung und den öffentlichen Druck aufzuklären, zum Märtyrer und Zacharias ist von seiner Mission trotz der widrigen Umstände bis kurz vor dem Ende der Revolution und dem beginnenden Druck Moskaus auf nicht Linientreue überzeugt. Er sucht im ideologisch zerstörten Deutschland ohne Kaiser und mit einer labilen Demokratie nach einer Zukunft für die einfachen Menschen. Seine Familie ist tot oder liebt im Sterben, es gibt keine Arbeit und schnell erkennt er, dass ohne vernünftige politische Führung ein Deutschland der Arbeiter nicht möglich ist. In diesem Chaos rettet ihm kurioserweise ausgerechnet seine Kriegserfahrung mehrmals das Leben. Einer der vielen kleinen Widersprüche, die von Ditfurth als Historiker prädestiniert in seinem ansonsten sehr geradlinigen Roman integriert. Ihm gelingt es sehr gut, ein Portrait dieser unübersichtlichen Zeit zu malen und dabei durchaus auf klassische schwarzweiße Malerei zu verzichten. Im Gegenteil, obwohl er die Lehren Luxemburgs studiert hat, trennt er von ihren theoretischen Schriften und extrapoliert ihre politische Realität und Tragfähigkeit. Dabei kommt er zu einem überraschenden Ergebnis. In dieser Spekulation liegt die Stärke des Romans. Genau wie in "Der Consul" geht es dem Autor um historische Spielereien, aber der Hintergrund muss nicht nur stimmig, die historischen Figuren überzeugend und eine Geschichte spannend sein. Nur dreht er scheinbar den Spieß um. "Der Consul" zeigt auf, wie wenig sich in Deutschland nach Hitlers Ermordung im Jahre 1932 politisch wirklich verändert hätte und wie sicher die Drahtzieher der Machtergreifung in Schlüsselpositionen gesessen hatten. Zu diesem Zeitpunkt hätte das System noch funktioniert. Zwölf Jahre später – am "21.Juli" 1944 – zeigt er auf, dass Deutschland sich zumindest äußerlich bei einem gelungenen Attentat verändert hätte und die Nachfolger auf Hitler als Person verzichten konnten. Im Grunde variiert von Ditfurth sein Thema aus "Der Consul" und kommt zum gleichen Ergebnis. Extrempolitische und wahrscheinlich auch organisierte diktatorische Systeme wählen sich gerne charismatische Führerfiguren. Schlägt man aber der Schlange den Kopf ab, stirbt der Körper noch lange nicht. In "Das Luxemburg-Komplott" entwickelt von Ditfurth ein fiktives, aber ungemein realistisches Portrait einer politischen Möglichkeit. Keine blühenden Wiesen, keine Gleichberechtigung, sondern nur eine andere Art von proletarischer Diktatur. Dass der Vertreter Russlands im Adlon haust, echten Kaffe und echten Vodka trinkt, während das russische Volk hungert, ist einer dieser Widersprüche, die der Autor sachlich distanziert aufzeigt, aber nur durch Zacharias kommentieren lässt.
Zynisch dagegen die Auflösung des Komplotts. Der Autor stellt die Revolution als Inszenierung dar und verurteilt alle Bestrebungen der Arbeiterschaft von Beginn zum Scheitern. So deprimierend dieses Ende auch ist, entflieht der Historiker von Ditfurth der Versuchung oder dem Drang des Schriftstellers von Ditfurth, zum Weltenschöpfer zu werden. In der zweiten Hälfte des Romans diskutieren die Charaktere ihre Manifeste, Lenin kommt zur Erkenntnis, dass Rosa Luxemburg als Märtyrerin sinnvoller ist und entschließt sich, die Sache selbst zu beenden. Dass ihm dieser Entschluss aus der Hand genommen und zu einem für die Proletarier in Russland glücklichen und passendem Ende geführt wird, ist einer der Widersprüche der Geschichte. Von Ditfurth geht nicht weiter darauf ein, sondern beendet seine geschichtliche Spielerei wie bei "Der Consul" in einem kleinen Rahmen. Ein Baustein scheint für einen Moment aus seiner Verankerung gelöst worden zu sein, doch bevor das Haus einstürzen kann oder sich etwas Neues bildet, verfugt ein Winkelzug der Geschichte alles wieder. In beiden Romanen wirkt dadurch die historische Auseinandersetzung mit dem Möglichen eher wie eine Gedankenspielerei in gemütlicher Runde als eine Vision. Irgendwann funktioniert dieses Konzept nicht mehr und die Leser möchten das Ergebnis der Umwälzung erkennen. In dieser Konzeption wirkt "Das Luxemburg-Komplott" wie der Prolog und eine Vorausschau auf den noch düsteren und zynischeren "Der Consul", der Autor erweckt den Eindruck, als ob die gleichen Akteure im Hintergrund die Schachfiguren bewegen, Namen sind austauschbar, nur ihre Machtposition bleibt die gleiche.
Christian von Ditfurth schildert die historischen Möglichkeiten sehr plastisch und plausibel, dabei mischt er Actionszenen mit einer Reihe von inneren Monologen und Dialogen. Er bemüht, seinen historischen Figuren – bis auf Zacharias und dessen unmittelbare Familie arbeitet er nur mit realen historischen Persönlichkeiten und stellt diese und deren oft kurzes, gewaltsam beendetes Leben im Anhang vor – Leben zu geben. Das funktioniert nur bedingt, oft wirken diese – wie auf alten Bildern – hölzern und unnahbar. Emotionale Szenen sind nicht die Stärke des Autoren. Hinzu kommt Zacharias ein junges Abziehbild seiner anderen Protagonisten: Soetting, Stachelmann oder Werdin - alle isolierte Charaktere, ohne Familie, die den Frauen immer wieder begegnen, die sie einmal geliebt, aber nicht haben halten können. Oft scheitern sie an dieser Schwäche. Es sind Einzelgänger, hoch intelligent, erfahren, stur… auf der einen Seite Spezialisten, auf der anderen Seite im Grunde ohne starke Führung hilflos und zum Scheitern verurteilt. Allenfalls Stachelmann kann sich noch an seiner Arbeit festhalten und orientieren. Auch wenn er erkennt, dass er sich in einer Sackgasse befindet. In seinen nächsten Romanen sollte von Ditfurth andere Charaktere entwickeln, um sich auch als Schriftsteller weiterzuentwickeln.
Trotzdem vermittelt der Autor wieder lebendige Geschichte. Er spielt mit den Erwartungen seiner Leser genauso wie mit dem Erwatungen seiner oft manipulierten literarischen Kreaturen. Ihm gelingt es, einige brisante Fragen zu stellen. Er entlarvt den Enthusiasmus einer Reihe von Revolutionären als blankes Profitstreben, losgelöst von jeglicher wirtschaftlicher Realität und zeigt auf, dass es einen echten Kommunismus weder zu Beginn in Russland noch in den wenigen Tagen der fiktiven Revolution in Deutschland gegeben hat. Er unterstreicht weiterhin – wenn auch indirekt – die Unmöglichkeit einer gleichgestellten Gesellschaft. Und beweist, warum die Sowjetunion scheitern musste. Dabei ist sein Roman keine Würdigung der Demokratieversuche à la Weimarer Republik. Er unterstreicht nur, dass schwache Staatssysteme über längere Sicht keine Zukunft haben und liegt mit dieser hochaktuellen These auf der Höhe der Zeit. Daneben hat er einen unterhaltsam Romane und zum wiederholten Male im positiven Sinne eine "Deutschstunde" geschrieben. Und das für uns alle.
Thomas Harbach, SF-Radio, September 2005

 

"Beachtliches Werk"

Christian von Ditfurth schreibt seine persönliche Geschichtsschreibung fort. Während seine Stachelmann-Krimis in der Jetztzeit spielen, aber in die Vergangenheit zurückreichen, verändert er in seinen historischen Thrillern die Welt nach dem Motto "Was wäre wenn ...".
So ist inzwischen ein beachtliches Werk gewachsen, in dem sich nicht nur wachsende Souveränität in der Bewältigung der Stoffe, sondern stetig sich steigernde literarische Qualität verfolgen lässt. Und gerade das ist zu würdigen: hier schreibt keiner, dem sprühendes literarisches Talent in die Wiege gelegt wurde. Hier schreibt sich jemand mit Willen, Disziplin, enormer Leidenschaft und trotz gelegentlicher Rückschläge aus der Akademie in die Literatur und in immer komplexere Stoffe. Und lässt den Leser mit Spannung auf das nächste Buch und die nächste Veränderung der Historie warten ...
Die Alligatorpapiere, September 2005

 

"Gute Unterhaltung"

Christian von Ditfurth hat seinen ganz speziellen Leserkreis. Historisch interessierte Menschen mit Sinn für gute Unterhaltung lesen seine auf geschichtlichen Tatsachen basierenden und fiktiv weiter entwickelten Romane. Auch sein neuestes Werk "Das Luxemburg-Komplott" passt in diese Reihe.
Anders als in Wirklichkeit führt Rosa Luxemburg im März 1919 die deutschen Revolutionäre zum Sieg, doch bald entbrennt in der provisorischen Regierung ein erbitterter Richtungskampf, und die Revolutionärin sieht sich einem weit verzweigten Komplott ausgesetzt, das nur ein Ziel kennt: sie zu töten. Ein besonderes Talent des Autors und Historikers ist es, Spannungsbögen aufzubauen, seine atmosphärischen Schilderungen bleiben hingegen manchmal zu sehr an der Oberfläche haften.
Westdeutsche Zeitung/dpa, 23. September 2005

 

Es lebe die Revolution
Christian v. Ditfurth erfindet "Das Luxemburg-Komplott"

Er hat die deutsche Wiedervereinigung unter umgekehrten Vorzeichen stattfinden und Hitler im Jahre 1932 ermorden lassen: Christian v. Ditfurth liebt es, Geschichte anders zu erzählen, als sie sich tatsächlich ereignet hat. In seinem neuen Roman "Das Luxemburg-Komplott" werden nun Rosa Luxemburg und Karl Liebkriecht am 15. Januar 1919 nicht von Freikorps-Angehörigen ermordet, sondern aus deren Fängen befreit. Friedrich Eberts verdeckte Zusammenarbeit mit der Obersten Heeresleitung wird entlarvt, und Rosa Luxemburg leitet die sozialistische Revolution in Deutschland ein.
Darüber müsste sich Lenin eigentlich freuen. Tut er aber nicht, denn Rosa Luxemburg will eine andere Revolution als die in Russland. Sie setzt ihr Konzept der schöpferischen Kraft der Massen in Freiheit gegen das leninistische der terroristischen Diktatur einer kleinen Parteiführung. Der Mordbefehl aus Moskau liegt bald vor - ausführen soll ihn der ehemalige Tschekist Sebastian Zacharias, aus dessen Perspektive der Fall aufgerollt wird. Und wenn die Schuld der Reaktion in die Schuhe geschoben werden kann, umso besser. Tatsächlich kommt es zu einem Mordanschlag.
Wer die sonstigen Alternativhistorien-Thriller Ditfurths kennt, ahnt aber bald, dass ganz andere Kräfte dahinterstehen, die auch ganz andere Ziele verfolgen. Das liest sich flüssig und sehr spannend, hat viel Zeitkolorit (ein paar Fehler sind allerdings drin), und es ist immer amüsant, wenn bekannte Figuren der Zeitgeschichte auftreten, die in Situationen erscheinen, die es so nicht gegeben hat. Manches aber entspricht auch der wahren Wirklichkeit: So ist Ernst Reuter, der spätere Bürgermeister von West-Berlin, in dieser Zeit tatsächlich ein glühender Leninist gewesen. Und nebenbei arbeitet Ditfurth in der Gegenüberstellung von Luxemburgismus und Leninismus seine eigene Vergangenheit auf. Denn er ist selbst einmal Kommunist leninistischer Prägung gewesen, bis ihm aufging, dass er wohl doch nicht der richtigen Fahne folgte.
Ekkehard Böhm, Hannoversche Allgemeine Zeitung, 23. August 2005

 

Lenin ein Dorn im Auge
Wenn Rosa Luxemburg nicht ermordet worden wäre

Christian von Ditfurth ist ein Meister historischer Thriller, denen historische Alternativverläufe zugrunde liegen. Seine Frage lautet: Was wäre gewesen, wenn ...? So hat er in "Der Consul" und "Der 21. Juli" Attentate auf Hitler gelingen lassen und ging den Folgen nach. Der Roman "Die Mauer steht am Rhein" beleuchtet eine unter kommunistischem Vorzeichen erfolgte Vereinigung beider Teile Deutschlands.
Sein jüngstes Buch "Das Luxemburg-Komplott" stellt diese interessanten Vorgänger in vielen Belangen in den Schatten. Es ist spannender, mit erstaunlich vielfältigen Mitteln erzählt und ungeheuer politisch, auch in Bezug auf Gegenwartsfragen.
Diesmal ist seine Annahme, dass Rosa Luxemburg und Karl Liebknecht nicht ermordet worden sind, sondern sich befreien konnten. Sie stürzen die Ebert-Regierung, setzen diese fest und errichten ein Räte-Deutschland nach russischem Vorbild, an dessen Spitze Volkskommissare stehen. Ein Mensch namens Zacharias ist von Moskau ausgesandt, um Rosa zu beschützen und mit Argusaugen zu verfolgen. Denn sie ist den Moskowitern ein Dorn im Auge, weil sie die Revolution mit Freiheit und Demokratie verbinden will. Nach Lenins Ansicht geht das nicht. Wer, so Lenin, wie Rosa denkt, verrät die Revolution. Chaos herrscht, Blut fließt die Menge. Russland siegt und siecht, Deutschland droht ein Gleiches. Und Rosa wird von zwei Seiten bedroht.
Klaus Wilke, Lausitzer Rundschau, 10./11. September 2005

 

"Geschichtsverbiegung": Wenn Rosa Luxemburg überlebt hätte
Eine Fiktion: Der Osten hat den Kalten Krieg gewonnen / Norddeutscher Historiker schreibt Alternativwelt-Thriller

Wie sähe unsere Welt wohl aus, hätte der Osten den Kalten Krieg gewonnen? Oder was wäre geschehen, hätten am 20. Juli 1944 die Hitler-Attentäter mit ihrem Anschlag Erfolg gehabt? Dies sind Fragen, die sich nicht stellen? Christian von Ditfurth sieht das anders. Und der Historiker und Journalist aus dem schleswig-holsteinischen Ahrensbök schreibt darüber höchst erfolgreich Romane.
"Die Wirklichkeit ist nur eine Möglichkeit der Geschichte", sagt er. "Viele glauben, es habe so kommen müssen, wie es gekommen ist. Das ist aber falsch. Die Geschichte ist keine Einbahnstraße, sondern ein Gleissystem mit vielen Abzweigungen. Da ist es erst einmal spannend, sich andere Möglichkeiten auszudenken, die vielleicht sogar wahrscheinlicher sind als die Realität. Wenn ich historische Alternativen darstelle, beleuchte ich Entwicklungs- und Entscheidungsmöglichkeiten, die tatsächlich gegeben waren."
Wie in "Die Mauer steht am Rhein", einem Roman, in dem Gorbatschow nach einem Putsch aus dem Amt gejagt wird und die DDR plötzlich die Möglichkeit gekommen sieht, eine Wiedervereinigung nach der Vorstellung Erich Honeckers zu erzwingen. In seinem neuesten Roman, "Das Luxemburg-Komplott", spielt von Ditfurth derweil die Idee durch, dass Rosa Luxemburg das Attentat, das ihr in der Realität das Leben kostete, überlebte. Und er geht noch weiter: Er gestattet ihr, Anführerin einer Roten Revolution zu werden.

Brillante Person, herausragende Rednerin

"Rosa Luxemburg ist jedenfalls eine der faszinierendsten Gestalten des 20. Jahrhunderts", erklärt er sein Interesse an der Person, "eine Jüdin aus Polen, die binnen weniger Monate zur besten und bekanntesten Vertreterin des linken Flügels der SPD aufstieg. Im Gegensatz zu den meisten anderen Politikern und Theoretikern ist sie brillant - selbst im Irrtum - und originell, dazu eine herausragende Stilistin und Rednerin." Daher glaubt er, hätte eine Revolution unter ihr der Sowjetunion gar nicht gefallen. Man hätte sich der Luxemburg bedient, jedoch war sie viel zu sehr in der Demokratie verhaftet, als dass sie die Gründung eines totalitären Staates geduldet hätte.
Für die Bücher, die Christian von Ditfurth schreibt, gibt es in
der deutschen Sprache keinen Fachbegriff. "Für den Hausgebrauch nenne ich es Geschichtsverbiegung", sagt er und fügt schmunzelnd hinzu: "Man könnte es auch als professionelle Geschichtsfälschung in Serie bezeichnen. Etwas ernster gesagt: Ich schreibe 'etwas andere' historische Romane, schließlich sind historische Romane auch nur Fiktionen, sonst wären sie Sachbücher."
Christian von Ditfurths kontroversester Roman dürfte "Der 21. Juli" sein: Einen Tag nach dem - gelungenen! - Attentat auf Hitler müssen die Verschwörer das entstandene Machtvakuum füllen. Um den Zusammenbruch des Staates zu verhindern, gehen sie schließlich einen Pakt mit der SS ein. Mit dieser Idee legt sich von Ditfurth weit aus dem Fenster hinaus, denn schließlich werden die Attentäter vom 20. Juli heute als aufrechte Widerstandskämpfer gefeiert. Jedoch stellt er die Fragen: Verfügten sie über Rückhalt in der Armee, im Staatsapparat, in der Bevölkerung? Hätten sie tatsächlich nach einem geglückten Attentat die Macht übernehmen können?
Mit seinen Romanen hat er in Deutschland eine Marktlücke entdeckt. Obschon ähnliche Romane im angelsächsischen Raum seit Jahren große Erfolge feiern, bleiben seine Romane in Deutschland weitestgehend eine Ausnahmeerscheinung. "Die Deutschen sind im Schnitt konservativer als die Angelsachsen, hier glauben viele noch, es sei unseriös, Geschichte zu verbiegen", sagt er mit Blick auf negative Kritiken, die ihm seine Szenarien übel nehmen. Dennoch nimmt der 52-jährige, der seine Autorenkarriere eigentlich mit politischen Sachbüchern begann, dies mit einem Schulterzucken hin.
Wie er seine Ideen entwickelt? "Das ist eigentlich ganz einfach. Nehmen wir den Roman 'Die Mauer steht am Rhein'. Da wird Gorbatschow im August 1988 gestürzt, die Hardliner kommen an die Macht. Sie sind pleite, sitzen aber auf tausenden von Atomraketen. Was ergibt sich daraus? Ist doch ganz einfach, oder?"
Und so kann Christian von Ditfurth aus einem Füllhorn der Geschichte seine Phantasien kreieren, ohne Angst haben zu müssen, dass ihm irgendwann die Ideen ausgehen. Wenn er Entspannung sucht, schreibt er neuerdings übrigens "normale" Kriminalromane, in denen seine Hauptfigur "Stachelmann" seltsame Fälle löst. Stachelmann ist wie sein Erfinder ein Historiker, was wohl mehr als nur ein Zufall sein dürfte.
Christian Lukas, Frankenpost, 24. September 2005

 

Rosa Luxemburg als Kriminalfall
Ditfurths historischer Thriller

Christian von Ditfurth hat sich längst einen Namen gemacht für historische Kriminalromane und Thriller. Dabei ist er nicht nur ein akribisch arbeitender Historiker, sondern auch ein glänzender Unterhalter. Mal lässt er das "Dritte Reich" in England weiter bestehen, mal einen Hamburger Historiker Mordfälle aufdecken, deren Wurzeln tief im Tausendjährigen Reich zu finden sind. Mit dem "Luxemburg-Komplott" wendet er sich (nicht zum ersten Mal) der dunklen deutschen Zwischenkriegszeit zu. 1919 fegt die Revolution durch Deutschland und der junge Bolschewik Sebastian Za-charias wird von Lenin beauftragt, Rosa Luxemburg vor Attentaten zu schützen.
Und tatsächlich: Mitten im revolutionären Berlin wird ein Anschlag verübt. Bewaffnete Soldaten dringen bis ins Innerste der Reichskanzlei vor und erschießen die Entourage Luxemburgs. Nur die deutsche Revolutionsführerin wird wie durch ein Wunder verschont. Ist es wirklich ein Wunder? Oder haben die eigenen Genossen ein Attentat vorgetäuscht, um es anschließend der Gegenreaktion von Reichswehr und Stahlhelm in die Schuhe schieben zu können und sind dabei bedenkenlos über Leichen gegangen? Zacharias ermittelt und kommt dabei einer weit verzweigten Verschwörung auf die Spur. Ein glänzend geschriebenes Buch, voller Dramatik und viel historischem Gespür.
Saarbrücker Zeitung, 29. September 2005

 

"Filmreife Geschichte"

Erneut hat sich der Historiker Christian von Ditfurth im Stile des Was-wäre-wenn einem Datum gewidmet, das bei anderem Ausgang der deutschen Geschichte womöglich eine andere Richtung gegeben hätte. "Das Luxemburg-Komplott" ist der Politthriller betitelt und um das Wirken der charismatischen Kommunistenführerin geht es.
Was wäre gewesen, wenn Rosa Luxemburg (1870-1919) an jenem 15. Januar 1919 nicht ermordet, sondern aus den Fängen jenes Hauptmann Pabst und seiner Freikorpstruppe befreit worden wäre? Sie führt die Revolution zum Sieg und innerhalb weniger Wochen ziehen die siegreichen Kämpfer von USP und KPD in den Reichstag ein, aus dem die reguläre Regierung samt Reichspräsident Ebert nach Weimar entflohen ist. Eine Räterepublik wird ausgerufen und eine fanatische, aber auch widersprüchliche Revoluzzerhorde übernimmt als Volkskommissare das Regiment.
An der Seite von Rosa Luxemburg, Karl Liebknecht und anderen - historischen - Persönlichkeiten vor realem Hintergrund kämpft in wichtiger Funktion aber auch die Kunstfigur Sebastian Zacharias. Der 30-Jährige ist in russischer Kriegsgefangenschaft zum Kommunisten und dann zum Mitglied der Tscheka geworden, jener berüchtigten Terrororganisation Lenins, die Gegner und Abweichler zu Hunderttausenden ermorden ließ. Lenin will eine Marionettenregierung nach bolschewistischem Muster in Deutschland installieren, ganz im Gegensatz zur Gerechtigkeitsfanatikerin Luxemburg. Zacharias wird nach Berlin entsandt, um über die wortgewaltige Revolutionärin zu wachen, sie zu beschützen und über ihre Vorhaben nach Moskau zu berichten.
In Berlin und im Reich brechen sich nun Anarchie und Unordnung bahn, die Menschen hungern und frieren und weder reaktionäre Freikorps noch die alten militaristischen Kräfte geben ihren Widerstand auf. Zugleich tobt der Richtungsstreit zwischen den revolutionären Gruppierungen und es wird sogar versucht, Rosa Luxemburg ganz zum Schweigen zu bringen, da sie auf bestem Wege ist, die Arbeitermassen in ihrem Sinne für sich zu gewinnen. Wie und warum die Revolution dann doch noch scheitert, soll hier nicht verraten werden, denn dem Autor gelingt dazu ein ebenso plausibler wie perfider Überraschungscoup für den Schluss.
Und bis zuletzt fesselt diese filmreife Geschichte, die ja weitgehend authentisch ist und spannende Einblicke in die aufrührerische Nachkriegszeit gibt, die in die unruhige Weimarer Republik mit ihrem schmählichen Ende führte. Wie stets bei Christian von Ditfurth ist das Zeit- und Lokalkolorit exzellent und die nüchtern zielorientierte Sprache rundet das Lesevergnügen an diesem anspruchsvollen Roman zusätzlich ab.
Wolfgang A. Niemann, Buchrezensionen online, Oktober 2005 / Friesisches Wochenblatt, 15. Oktober 2005

 

"Temporeicher und intelligenter Politthriller"

"Freiheit ist immer die Freiheit des Andersdenkenden". Über diesen Ausspruch von Rosa Luxemburg wird Sebastian Zacharias noch oft nachdenken. Im März 1919 fegt die Revolution durch Deutschland und er ist mittendrin. Lenin hat ihn geschickt, er soll über den Fortgang der Revolution berichten und über die Frau in der ersten Reihe wachen. Zacharias gelingt es, Rosa Luxemburgs Leibwächter und Berater zu werden und erlebt mit, wie die mutige und leidenschaftliche Kämpferin der Revolution zum Sieg verhilft. Doch eigentlich ist der Kampf noch nicht gewonnen: In der provisorischen Regierung entbrennt ein Richtungsstreit und als Rosa Luxemburg im Reichstag nur knapp einem Attentat entgeht, muss Zacharias den Fall aufklären. Doch wo anfangen, wenn das ganze Land im Chaos versinkt und eine Verschwörung gegen Rosa Luxemburg von jeder Seite inszeniert werden kann? Voller Zweifel, was richtig ist und was falsch, glaubt Zacharias in den Gang der Geschichte eingreifen zu können und bleibt doch, genau wie Rosa Luxemburg, nur eine Schachfigur in einem Spiel, in dem in Wirklichkeit andere die Figuren ziehen. In diesem temporeichen und intelligenten Politthriller kommen diejenigen auf ihre Kosten, die sich für Zeitgeschichte interessieren und am besten auch ein wenig Vorwissen mitbringen. Kurzweilige Unterhaltung mit Bildungseffekt!
Fritz, Heidelberg, Oktober 2005

 

Komplott um Rosa Luxemburg

In den Jahren 1918/1919 jagt die Revolution durch Deutschland. Der junge Bolschewik Sebastian Zacharias wird von Lenin beauftragt, Rosa Luxemburg vor Attentaten zu beschützen. Doch was, wenn die eigenen Genossen ein Attentat auf die deutsche Kommunistenführerin planen? Schon bald verheddert sich Zacharias im Hin und Her der politisch zerstrittenen deutschen Linken, und er kommt einer weit verzweigten Verschwörung auf die Spur. Christian von Ditfurth gilt als Spezialist für historische Kriminalromane und Thriller. Und er ist dabei nicht nur ein akribisch arbeitender Historiker, sondern auch ein hervorragender literarischer Jongleur. "Das Luxemburg-Komplott" ist ein glänzend geschriebenes Buch voller Dramatik und mit viel historischem Gespür. So spannend kann Geschichte sein, wenn von Ditfurth sie verpackt.
Christine Hager, Handelsblatt, 28.-30. Oktober 2005

 

Bolschewistische Intrigen
In von Ditfurths neuem Roman wird Rosa Luxemburg gerettet

Manche Historiker empfinden sie ja als unseriös, aber beliebt sind sie dennoch: "Was wäre wenn ..."-Geschichten. In der Vergangenheit schon fleißig beackert hat dieses Feld der Historiker Christian von Ditfurth. Nachdem er in diversen Romanen durchspielte, welchen Gang die Weltgeschichte wohl genommen hätte, wenn das Attentat auf Hitler geglückt ("Der 21. Juli") oder wenn die DDR die BRD übernommen hätte ("Die Mauer steht am Rhein"), fragt er in seinem jüngsten Buch: Was wäre, wenn die Polin Rosa Luxemburg nicht am 15. Januar 1919 von Freikorps-Angehörigen ermordet worden wäre?
In "Das Luxemburg-Komplott" wird die Spartakistin im letzten Moment von einem Trupp Arbeitern vor ihren Häschern gerettet und zu einer zentralen Führerin einer "Sozialistischen Republik Deutschland". Derweil schmieden aber Lenin und und Rosas alter Kumpel Feliks Dzierzynski - inzwischen Chef des sowjetischen Geheimdienstes Tscheka - in Moskau ihre eigenen Pläne: Sie entsenden den deutschen Kriegsgefangenen Sebastian Zacharias (inzwischen selbst Tschekist) zu Luxemburg, damit dieser auf die Dame aufpasst und gleichzeitig ausspioniert. In Deutschland gerät die eher gemäßigte Luxemburg zwischen die Fronten von Freikorps, Hardcore-Bolschewisten und Sozialdemokraten und mit ihr auch Leibwächter Zacharias, der unversehens aus Moskau einen neuen Auftrag erhält: Da sich die Luxemburg leninistischen Prinzipien versperre und damit die deutsche Revolution gefährde, soll er die Genossin töten ...
Von Ditfurth spinnt diesen Faden nicht des puren Amüsements wegen, sondern diskutiert anhand seines Konstrukts unterhaltsam wichtige Weichenstellungen deutscher Geschichte - und dies kann helfen, sie besser zu bewerten und einige Fragen versuchsweise zu beantworten. Etwa: Hätte Luxemburgs Politik, einmal an die Macht gekommen, schließlich zum "Dritten Weg" zwischen Sozialismus und Kapitalismus geführt? Hätte solch eine Entwicklung den Stalinismus verhindert? Oder gar den Zweiten Weltkrieg? Oder hatte Luxemburg nie eine Chance? Welche Antworten von Ditfurth gibt, sei hier nicht verraten.
Heiko Weckbrodt, Desdner Neueste Nachrichten, 26. November 2005

 

Die Roten fast an der Macht
Christian von Ditfurth spekuliert darüber im "Luxemburg-Komplott"

Erneut hat sich der Historiker Christian von Ditfurth im Stile des Was-wäre-wenn einem Datum gewidmet, das der deutschen Geschichte bei anderem Ausgang womöglich eine andere Richtung gegeben hätte. "Das Luxemburg-Komplott" ist der Politthriller betitelt, es geht um das Wirken der charismatischen Kommunistenführerin.
Was wäre gewesen, wenn Rosa Luxemburg (1870-1919) am 15. Januar 1919 nicht ermordet, sondern aus den Fängen jenes Hauptmanns Pabst und seiner Freikorpstruppe befreit worden wäre? Sie führt die Revolution zum Sieg, und innerhalb weniger Wochen ziehen die siegreichen Kämpfer von USPD und KPD in den Reichstag ein, aus dem die reguläre Regierung samt Reichspräsident Ebert nach Weimar entflohen ist. Eine Räterepublik wird ausgerufen, und eine fanatische, aber auch widersprüchliche Revoluzzerhorde übernimmt das Regiment.
An der Seite von Rosa Luxemburg, Karl Liebknecht und anderen - historischen - Persönlichkeiten vor realem Hintergrund kämpft in wichtiger Funktion auch die Kunstfigur Sebastian Zacharias. Der 30-Jährige ist in russischer Kriegsgefangenschaft zum Kommunisten und dann zum Mitglied der Tscheka geworden, jener berüchtigten Terrororganisation Lenins, die Gegner und Abweichler zu Hunderttausenden ermorden ließ. Lenin will eine Marionettenregierung nach bolschewistischem Muster in Deutschland installieren,
Ganz im Gegensatz zur Gerechtigkeitsfanatikerin Luxemburg. Zacharias wird nach Berlin entsandt, um über die wortgewaltige Revolutionärin zu wachen, sie zu beschützen und über ihre Vorhaben nach Moskau zu berichten.
In Berlin und im Reich brechen sich nun Anarchie und Unordnung Bahn, die Menschen hungern und frieren, und weder reaktionäre Freikorps noch die alten militaristischen Kräfte geben ihren Widerstand auf. Zugleich tobt der Richtungsstreit zwischen den revolutionären Gruppierungen, und es wird sogar versucht, Rosa Luxemburg ganz zum Schweigen zu bringen, da sie auf bestem Wege ist, die Arbeitermassen für sich zu gewinnen.
Wie und warum die Revolution dann doch noch scheitert, soll hier nicht verraten werden, denn dem Autor gelingt dazu ein ebenso plausibler wie perfider Überraschungscoup für den Schluss. Und bis zuletzt fesselt diese filmreife Geschichte, die ja weitgehend authentisch ist und spannende Einblicke in die aufrührerische Nachkriegszeit gibt und in die unruhige Weimarer Republik mit ihrem schmählichen Ende führte. Wie stets bei Christian von Ditfurth ist das Zeit- und Lokalkolorit exzellent und die nüchtern zielorientierte Sprache rundet das Lesevergnügen zusätzlich ab.
Ostfriesisches Tageblatt, 19. Oktober 2005

 

"Gut und spannend erzählt"

Nachdem Christian von Ditfurth in seinem letzten historischen Roman „Der Consul“ (RUBENS 88) Adolf Hitler im Herbst 1932 ermorden ließ, lässt er diesmal Rosa Luxemburg und Karl Liebknecht das Attentat vom Januar 1919 überleben. Die führenden deutschen Kommunisten werden zwar – wie es uns die Geschichtsbücher lehren – von Freikorps verhaftet und brutal geschlagen, doch bevor es zur Exekution kommt, werden die beiden – auf etwas wundersame Weise – von revolutionären Arbeitern gerettet.
Aus dieser Rettung entspinnt sich naturgemäß ein anderer Fortgang der Ereignisse – als der historische – im kalten deutschen Winter 1918/1919. Es wirken gleichwohl viele geschichtliche Figuren mit wie Luxemburg und Liebknecht, wie der spätere DDR-Präsident Wilhelm Pieck und wie Ernst Reuter, der einmal Regierender Bürgermeister von Westberlin werden soll. Während sie direkt in die Handlung einbezogen sind, werden andere Zeitgenossen wie die damaligen SPD-Granden Ebert, Scheidemann und Noske nur erwähnt.
Ergänzt wird das historische Personal vor allem um die Hauptfigur Sebastian Zacharias. Er kämpfte im Weltkrieg auf deutscher Seite an der Ostfront, wurde gefangen genommen und ließ sich von der Oktoberrevolution so weit mitreißen, dass er beim russischen Geheimdienst, der Tscheka, anheuerte.
Die Tscheka wiederum beauftragt Zacharias Ende Januar 1919, in seine Heimatstadt Berlin zurückzukehren, um dort als Leibwächter für Rosa Luxemburg zu arbeiten, diese dabei aber auch zu beobachten und zu beeinflussen. Schließlich will Luxemburg zwar in Deutschland eine Revolution machen, aber nicht eins zu eins das zum Großteil auf Terror und Gewalt basierende russische Vorbild übernehmen. Genau das jedoch wünscht sich der russische Revolutionsführer Lenin für Deutschland.
Über den Sinn und Zweck der Grundidee – Luxemburg und Liebknecht überleben zu lassen – kann man sich gewiss streiten. Die Geschichte, die daraus entspringt, ist allerdings gut und spannend erzählt. Besonders erfreulich ist die Figur des Sebastian Zacharias, der so gar nichts von den üblichen glatten guten Helden an sich hat, der vielmehr von den zweifelhaften Idealen der jungen Sowjetrepublik und der Tscheka geprägt ist: Lieber hundert Unschuldige erschießen, als einen Verräter entkommen zu lassen.
RUBENS - Zeitschrift der Ruhr-Universität, Nr. 103, Januar 2006

 

"In Teufels Küche"

Das Luxemburg-Komplott spielt in Zeiten der Revolution und der Konterrevolution, in Zeiten also, wo ein Menschenleben nicht viel bedeutet. Ditfurth lässt die Revolution von 1918/19 nicht scheitern, sondern siegen. Doch handelt es sich um einen Pyrhussieg, in den ein raffinierter Krimiplot verwoben ist.
KPD- und USP-Leute werden vom Berliner Arbeiter- und Soldatenrat in die neue Regierung gewählt. Liebknecht kandidiert für den Rat der Volkskommissare, Luxemburg erhält das Wirtschaftsressort. Sebastian Zacharias, neben Rosa Luxemburg, die zentrale Figur des Romans, war Kriegsgefangener und wurde in der jungen Sowjetunion vom Sozialdemokraten zum überzeugten Kommunisten. Er wird für die Tscheka tätig und erkennt bald den Preis einer siegreichen Revolution. Zacharias kehrt in Lenins Auftrag nach Deutschland zurück, um Rosa Luxemburg und den Fortgang der Revolution politisch zu überwachen. Nach einem Anschlag auf Rosa Luxemburg in der Reichskanzlei, wird er zu ihrem Leibwächter und Chef der Untersuchungskommission, die das Attentat aufklären soll. Die Situation ist angespannt. Die Reichswehr bereitet hinter den Kulissen ihren Einsatz vor. Innerhalb der KPD tobt der Kampf zweier Linien, zwischen denjenigen, die der Eigendynamik der Revolution nicht trauen und ihr Zügel anlegen wollen, die bereits die stalinistischen Schatten voraus werfen und denjenigen, die wie Rosa Luxemburg auf einen demokratischen Sozialismus setzen.
Das Leben von Zacharias gerät genauso in einen Strudel, wie die revolutionäre Gesellschaft, in der er lebt: "Binnen eines Tages war er in Not geraten. Ergriff ihn die Polizei noch einmal, er würde nichts auf sein Leben setzen. Er war nun abhängig von Jogiches und Rosa. Aber sie würden nichts mehr für ihn tun, wenn sie erfuhren, welchen Auftrag Lenin und Dserschinski ihm in Moskau gegeben hatten. Führte er seinen Auftrag nicht aus, dann würden die Russen ihn womöglich auffliegen lassen oder als Verräter verfolgen. Ließen sie ihn auffliegen, war die Gefahr groß, dass die Polizei ihn ergriff, zumal die Spartakisten ihn dann auch fallen ließen. In Teufels Küche lebte es sich komfortabler. Und was war mit Margarete? Und Sonja? Nichts in seinem Leben war eindeutig." (S. 95)
Hervorragend sind die Schilderungen der unmittelbaren Nachkriegszeit, die Armut, der Militarismus, die Erschöpfung. Ditfurth lässt prominente historische Figuren auftreten wie Radek, Ernst Reuter, Lenin oder Wilhelm Pieck. Revolution und Krimiplot sind ineinander verwoben, bis im zweiten Drittel des Romans der Krimiplot die Oberhand gewinnt und damit die demokratische Variante der Revolution gnadenlos scheitern lässt.
Elfiede Müller, Europolar 4 (2006)

 

Fakten und Fiktion spannend gemischt
Christian von Ditfurth stellt in der Buchhandlung Minkner "Das Luxemburg-Komplott" vor

Er wird als Geschichts-Erzähler bezeichnet, spricht von sich selbst als Geschichts-Verbieger. "Geschichte musste nicht so ablaufen", das ist die These von Christian von Ditfurth, und so entwickelt er Ideen für seine Bücher. In seinen spannenden Romanen hat sich die Wende 1989 anders abgespielt, wurde Adolf Hitler 1932 umgebracht oder kam 1944 beim Attentat um. Jetzt hat er sich mit "Das Luxemburg-Komplott" erneut auf historisches Terrain gewagt und das Leben von Rosa Luxemburg in anderen Bahnen verlaufen lassen: Sie wurde nicht ermordet, sondern unter ihrer Führung hat es nach dem Ersten Weltkrieg eine Revolution in Deutschland gegeben. Ausschnitte aus seinem Buch präsentierte Christian von Ditfurth jetzt auf Einladung der Buchhandlung Ulrich Minkner.

"Ja, er ist der Sohn. Ja, sie ist seine Schwester. Damit hätten wir das schon mal erledigt." Damit spielte Ulrich Minkner in seiner Begrüßung auf die prominenten Familienmitglieder Christian von Ditfurths an, die im Anschluss sicher für Nachfragen sorgen würden. Ihm habe, so Minkner weiter, die Bezeichnung Geschichts-Erzähler gefallen. Die Überlegung "Was wäre, wenn ... " habe sicher nicht nur Historiker schon oft ins Träumen gebracht, und so zeige von Ditfurth in mehreren Werken, dass die Geschichte des 20. Jahrhunderts hätte ganz anders ablaufen können.
"Ich nenne mich Geschichtsfälscher, das ist deutlich, direkt und wahr", bekannte der Historiker von Ditfurth. "Geschichte musste nicht so ablaufen, wie sie tatsächlich passiert ist", machte er deutlich. Manche Geschichtsfälschung sei wahrscheinlicher als das, was sich tatsächlich ereignet habe. Geschichte sieht er als Gleissystem mit verschiedenen Abzweigungsmöglichkeiten, und dabei wählt er ab und zu mal eine andere als die tatsächliche Weichenstellung.
Im "Luxemburg-Komplott" hat er die Revolution siegen lassen. "Man muss auch Wünsche erfüllen ... ", schmunzelt der Autor. Eine Hauptfigur ist Sebastian Zacharias, Kriegsgefangener und Geheimdienstler bei der russischen Tscheka. Er wird beauftragt, Rosa Luxemburg zu beschützen und sie im Auftrag Moskaus
zugleich auszuspionieren. Tatsächlich entkommen Luxemburg und Liebknecht in einer sehr spannend geschilderten Szene der Gefangenschaft, und das Schicksal der deutschen und der russischen Revolution liegt in ihren Händen - kein Wunder, dass die junge Sowjetunion hier ein Wörtchen mitreden will.
Neben fiktiven Personen kommen auch reale Charaktere ins Spiel: Neben Rosa Luxemburg, der sich Sebastian Zacharias sehr verbunden fühlt und die er unter anderem als überzeugende Rednerin erlebt, und Karl Liebknecht lernt der Leser den späteren Berliner Bürgermeister Ernst Reuter als Volkskommissar in der Wolga-Republik kennen und natürlich Lenin bei einer Begegnung im Kreml. "Wir haben eine lange Reise vor uns", lässt der Autor Rosa Luxemburg am Ende der Lesung sagen. "Aber das ist nicht der Schluss, das Schönste kommt erst noch", ermunterte er zugleich, das Buch selbst zur Hand zu nehmen.
Die Revolution, merkte von Ditfurth kritisch an, wurde im Nachhinein glorifiziert. In Russland gab es bis Ende der 20-er Jahre rund 13 Millionen Tote - da müsse man von einem Massaker sprechen.
Als Historiker setzt er bei seinen Themen auf die Vergangenheit, mixt Fakten und Fiktion. Ein Blick in die Zukunft reizt ihn dagegen nicht: Er sei, so von Ditfurth, für klassische Science-Fiction nicht zu haben. Es reize ihn vielmehr, die Realgeschichte unter neuen Aspekten zu betrachten - und es sei ja auch ganz schön, im Nachhinein alles besser zu wissen.
Einbecker Morgenpost, 3. April 2006

 

Rosa Luxemburg oder Verkehrte Geschichte
Christian von Ditfurths Roman "Das Luxemburg-Komplott"

Was wäre, wenn die deutsche Geschichte anders verlaufen wäre ... Von solchen Überlegungen erzählt Christian von Ditfurth schon lange. Da geht die DDR nicht unter, Deutschland gewinnt den Zweiten Weltkrieg oder den Freikorps-Soldaten gelingt es wie im neuesten Roman "Das Luxemburg-Komplott" im Januar 1919 nicht, Rosa Luxemburg und Karl Liebknecht zu ermorden. So können die deutschen Revolutionäre im selben Jahr Reichspräsident Ebert stürzen, wird Rosa Luxemburg in der daraufhin gegründeten provisorischen Regierung Volkskommissarin für Wirtschaft und muss erleben, wie der Kampf um die Macht in den eigenen Reihen weitergeht und die Sorge vor der reaktionären Gegenrevolution zur Paranoia wird. Was Rosa Luxemburg außerdem nicht ahnt: Lenin konnte einen Mann seines Vertrauens an ihrer Seite platzieren. Sebastian Zacharias, ein junger deutscher Kommunist, soll zwar für ihre Sicherheit sorgen, er soll sie aber auch ausspionieren.
Zacharias ist einer der wenigen erfundenen Charaktere in einem Roman, dessen zwei erzählerische Perspektiven nicht immer ganz vereinbar scheinen. Da entfaltet von Ditfurth zum einen sein profundes historisches Wissen und gibt tiefen Einblick in die Auseinandersetzungen jener Zeit. Aber in den ausführlichen Diskussionen, in denen die historischen Personen vor allem als Repräsentanten verschiedener politischer Überzeugungen auftreten, schränkt das aufklärende Bemühen des Historikers die freie Wahl der literarischen Mittel ein und kollidiert mit den Notwendigkeiten eines Spannungsromans, den von Ditfurth auch erzählen will. Das gelingt vor allem, wenn er das Schicksal von Zacharias in den Blickpunkt rückt und die historischen Konflikte als dessen innere Konflikte darstellt. Dann wird der Roman atmosphärisch dicht und psychologisch.
So ist "Das Luxemburg-Komplott" insgesamt ein in großen Teilen spannender Roman, der anregt, auch die wahren Begebenheiten dieser Zeit nachzulesen.
Kieler Nachrichten, 21. Dezember 2005

 

Tod im Landwehrkanal

Rosa Luxemburg stand auf den Barrikaden der Revolution. Zusammen mit ihrem Genossen Karl Liebknecht bekämpfte sie im Ersten Weltkrieg die Politik der SPD, die einen Burgfrieden mit den Herrschenden anstrebte. Ihrem russischen KP-Freund Lenin schleuderte sie das berühmte Zitat entgegen: Freiheit ist immer die Freiheit des anders Denkenden.
Rosa Luxemburg war nie angepasst. Sie starb zusammen mit Liebknecht - ermordet von Freikorpsoffizieren, die ihre Leiche im Landwehrkanal versenkten. Was aber wäre geworden, wenn Rosa Luxemburg die Revolution zum Sieg geführt hätte? Dieses Szenario hat der Historiker Christian v. Ditfurth in seinem Roman "Das Luxemburg-Komplott" genial ausgeschmückt: Mit dem Sturz der damaligen Regierung fangen die Probleme erst an. Das Land droht im Chaos zu versinken. Mordanschläge werden verübt. Lenin versucht von Russland aus, die Ereignisse in Deutschland zu beeinflussen. Misstrauisch belauern sich die Funktionäre, wer ist Freund, wer ist Feind? Ditfurth ist ein spannender Thriller gelungen, ein geistreiches Spiel mit historischen und erfundenen Figuren, ein Geschichtsroman, in dem Rosa Luxemburg endgültig zur tragischen Heldin wird.
Lesezeit, 30. November 2005

 

"Spannende Teilbiographie"

Der norddeutsche Historiker und Buchautor Christian von Ditfurth hat sich in den letzten Jahren mit seinen als Thriller oder Krimi daherkommenden Darstellungen deutscher Geschichte bereits einen Namen gemacht. Den Büchern "Der 21. Juli" und "Der Consul" folgt nun "Das Luxemburg-Komplott" (Droemer Verlag), eine sachkundige und fundierte Aufarbeitung der Vorgänge rund um die Ermordung der polnischen Kommunistin Rosa Luxemburg, die - nach Deutschland gekommen - bei den Sozialdemokraten mitwirkte und schließlich 1916 mit Karl Liebknecht und Franz Mehring den Spartakusbund als Vorläufer der KPD gründete. 1919 dann wurde die Luxemburg, ebenso wie ihr Kampfgefährte Karl Liebknecht, ermordet. Fernab der ostdeutschen Mythologisierung zeigt Christian von Ditfurth eine charismatische, unduldsame und kämpferische Frau mit doch auch ganz menschlichen Zügen, der es nicht gelingt, Arbeiter, egal ob Sozialdemokraten oder Kommunisten, im Kampf gegen kaiserliche und bourgeoise Willkür zu einer starken deutschen Linken zu vereinen. Beeindruckend muss die kleine Frau wahrhaftig gewesen sein und selbst Moskau blickte nicht ohne Argwohn auf die Entwicklung in Deutschland. Nicht zu kurz kommen denn auch in der literarisch gekonnt aufbereiteten Geschichte die deutschen und russischen Genossen der Luxemburg; ebenso aber auch ihre allgegenwärtigen Feinde. Das als spannende Teil-Biographie einer kämpferischen Frau zu lesende Buch gerät unversehens zu einer Zeitkolorit versprühenden Schilderung des damaligen Lebens und ist ein prall gefülltes und auf eine ganz unaufdringliche Art und Weise Geschichtswissen vermittelndes Stück Literatur. Lesenswert!
ZeitPunkt – Studentenführer, 4. November 2005

 

Abgekartetes Spiel
Wenn Rosa Luxemburg nicht ermordet worden wäre

Sebastian Zacharias ist nicht gerade der Prototyp des strahlenden Romanhelden: Während des Ersten Weltkrieges in russische Gefangenschaft geraten, lässt sich der Sozialdemokrat zum Kommunismus bekehren. In Russland arbeitet er für die Tscheka - eine Terror-Polizeieinheit - und soll schließlich zurück nach Deutschland, um Rosa Luxemburg als Leibwächter zu dienen. Aber Zacharias ist kein Gangstertyp, und den neuen Auftrag empfindet er als willkommene Flucht vor seiner Vergangenheit. Aber auch jetzt kann er sich vor Mord und Gewalt nicht schützen: Rosa Luxemburg wird nämlich nicht nur von einem unbekannten Feind, sondern später auch von Männern aus den eigenen Reihen verfolgt. Die Geschichte, die den Anschein eines historischen Romans macht, stützt sich interessanterweise nicht auf wahre Gegebenheiten. Natürlich sind - bis auf Zacharias - viele der handelnden Figuren historische Persönlichkeiten. Die Handlung setzt allerdings erst nach dem Punkt ein, an dem Rosa Luxemburg ermordet wurde. Die Erzählung um Zacharias und seinen schwierigen Auftrag ist also nur eine nicht-historische Alternative - aber eine gut durchdachte. Immerhin hat Christian von Ditfurth darin bereits sein Geschick bewiesen mit den Romanen "Die Mauer" und "Der 21. Juli". Darin ließ der Autor und Historiker Mauerfall und Hitlerattentat ganz anders ausgehen, als es die Geschichte gezeigt hat.
Insgesamt bietet "Das Luxemburg-Komplott" einen ungewohnten Einblick in das Berlin des Jahres 1919. - Einer Zeit, in der Hunger, Massendemonstrationen sowie Schießereien und Barrikaden auf den Straßen an der Tagesordnung waren. Die überraschende Wendung am Schluss der Geschichte bildet hier noch das verdiente i-Tüpfelchen auf einem sowieso schon sehr lesenswerten Roman. Auch wenn man sich dafür vielleicht noch ein kleines bisschen mehr Spannung gewünscht hätte.
Bianca de Loryn, Südkurier, 28. Oktober 2005

 

Wenn die Revolution gesiegt hätte
Christian von Ditfurth erfindet die Historie neu: "Das Luxemburg-Komplott"

Rosa Luxemburg ist eine der faszinierendsten Persönlichkeiten der deutschen Arbeiterbewegung. 1919 wurde sie nach Niederschlagung der Novemberrevolution in Berlin gemeinsam mit Karl Liebknecht ermordet. In dem neuen Roman von Christian von Ditfurth nimmt die Historie aber einen anderen Verlauf.

Was wäre, wenn Rosa Luxemburg den heimtückischen Anschlag überlebt hätte? Der Roman beginnt mit dem 15. Januar 1919. Rosa Luxemburg wartet im Berliner Hotel Eden, dass die Soldaten der Bürgerwehr mit ihr kurzen Prozess machen. Doch dann trifft die Nachricht ein, dass Karl Liebknecht entkommen konnte. Und das Wunder passiert: Man lässt sie frei.
In Moskau erhält indessen Sebastian Zacharias von Lenin höchstpersönlich den Auftrag, nach Berlin zu reisen und sich um die Sicherheit der Luxemburg zu kümmern. Zugleich soll er ihn über die Pläne der KPD und den Fortgang der Revolution informieren.
In Berlin hat die Revolution gesiegt. Doch bald entbrennt in der provisorischen Regierung ein Richtungsstreit. Erbittert kämpfen Sozialisten und Kommunisten um die Macht. Reichswehr und Freikorps rüsten sich insgeheim zum Gegenschlag. Doch alle sind sich einig: Die Luxemburg muss weg, sie ist für alle Parteien ein Störfaktor. Vor allem ist sie Pazifistin, will unnötiges Blutvergießen vermeiden.
"Man muss nur gewillt sein, den Willen der Mehrheit zu akzeptieren", erklärt sie dem Tschekisten Zacharias. Terror wie in Russland ist ihr ein Gräuel.
Die historische Revolutionärin Luxemburg wirkte zunächst in der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands als marxistische Theoretikerin und engagierte Antimilitaristin. Gegen die Kriegsbeteiligung der SPD gründete sie 1914 die "Gruppe Internationale" und leitete dann mit Karl Liebknecht den daraus hervorgehenden Spartakusbund. Als politische Autorin verfasste sie zahlreiche zeitkritische Aufsätze und ökonomische Analysen: vor 1914 in der "Leipziger Volkszeitung", bis 1918 auch in Haft und danach als Herausgeberin der "Roten Fahne". Ende 1918 gehörte sie zu den Gründungsmitgliedern der KPD.
Im Gefolge des gescheiterten Spartakusaufstands wurde sie am 15. Januar 1919 in Berlin verhaftet und unter nicht restlos geklärten Umständen zusammen mit Karl Liebknecht von republikfeindlichen Soldaten ermordet. Man fand ihre Leiche im Mai 1919 im Landwehrkanal.
Christian von Ditfurth erfindet mit Vergnügen und Sachverstand nicht zum ersten Mal einen anderen Geschichtsverlauf. In "Der 21. Juli" überlebt Hitler das Attentat nicht, die Generäle gehen einen Pakt mit der SS ein.
In "Die Mauer steht am Rhein" wird Gorbatschow nach einem Putsch aus dem Amt gejagt und die DDR sieht plötzlich die Möglichkeit, eine Wiedervereinigung nach der Vorstellung Honeckers zu erzwingen. Der Historiker und Journalist aus dem schleswig-holsteinischen Ahrensbök schreibt über die Umkehrung des Geschichtsverlaufs höchst erfolgreich Romane.
"Die Wirklichkeit ist nur eine Möglichkeit der Geschichte", sagt er. "Viele glauben, es habe so kommen müssen, wie es gekommen ist. Das ist aber falsch. Die Geschichte ist ein Gleissystem mit vielen Abzweigungen. Da ist es spannend, sich andere Möglichkeiten auszudenken. Wenn ich historische Alternativen darstelle, beleuchte ich Entwicklungs- und Entscheidungsmöglichkeiten, die tatsächlich gegeben waren."
Rosa Luxemburg ist für ihn eine der faszinierendsten Gestalten des 20. Jahrhunderts. "Eine Jüdin aus Polen, die binnen weniger Monate zur besten und bekanntesten Vertreterin des linken Flügels der SPD aufstieg. Im Gegensatz zu den meisten anderen Politikern und Theoretikern ist sie brillant - selbst im Irrtum - und originell, dazu eine herausragende Stilistin und Rednerin", betont Ditfurth.
Daher glaubt er, hätte eine Revolution unter ihrer Führung der jungen Sowjetunion gar nicht gefallen. Man hätte sich der Luxemburg bedient, jedoch war sie viel zu sehr in der Demokratie verhaftet als dass sie die Gründung. eines totalitären Staates geduldet hätte.
Und so beschreibt er in einem spannenden Thriller den neuerlichen Verrat an der Revolution, wobei es ihm gelingt, die herausragenden Persönlichkeiten vorzüglich zu charakterisieren.
Renate Kruppa, Schweriner Volkszeitung 24. Oktober 2005

 

Rosa Luxemburg lebt

"Was-wäre-gewesen-wenn"-Geschichten sind ein geschätztes Genre. Der Historiker und Schriftsteller Christian von Ditfurth hat sich auf historische Wolkenkuckucksheime spezialisiert - erfolgreich. In "Die Mauer steht am Rhein" ließ er die DDR über die Bundesrepublik siegen. In dem Buch "Der 21. Juli" glückt das Attentat auf Hitler und im "Der Consul" ereilt den Schnauzbartdemagogen schon 1932 sein tödliches Schicksal, als er im Wahlkampf erschlagen wird. Es geht trotzdem nie sonderlich gut aus mit Deutschland. Nun hat von Ditfurth seine Zeitmaschine noch ein paar Jahrzehnte weiter nach hinten justiert, ins Jahr 1919, als der erste Weltkrieg verloren und der Kaiser nach Holland verjagt worden war. Im Kampf des Militärs mit den Revolutionären wurde bekanntlich Rosa Luxemburg am 14. Januar 1919 von Soldaten der Garde-Kavallerie-Schützendivision ermordet und in den Berliner Landwehrkanal geworfen.
Von Ditfurth lässt Rosa Luxemburg den 15. Januar erleben. Doch die Ikone der Linken kann sich nicht durchsetzen, weil ihre liberal-kommunistische Haltung ("Freiheit ist immer die Freiheit der Andersdenkenden") der diktatorischen Linie Russlands zuwiderläuft. Christian von Ditfurth schreibt die Geschichte um, doch er folgt den vorgegebenen Parametern und beleuchtet das ganze Dilemma der deutschen Revolution, die zwischen leninistischem Terror und innerer Zerrissenheit zerrieben wird. SPD und Kommunisten kämpfen um die Macht, Lenin will eine von ihm geführte Marionettenregierung in Berlin installieren und die Militärs um General Groener halten unerklärlicherweise still. Die Figuren um den von Moskau geschickten Luxemburg-Leibwächter Sebastian Zacharias wirken ein bisschen holzschnittartig, die politischen Ideen sind etwas zu ausgewalzt - doch dieses Gedankenspiel fasziniert. Für Menschen mit Fantasie und einem Faible für Geschichte ist's eine ausgesprochen originelle Bettlektüre.
Rolf Schneider, Schwäbische Zeitung, 1. Oktober 2005

 

Die Revolution ist großartig, alles andere ist Quark. Rosa Luxemburg

Was wäre gewesen, wenn... Rosa Luxemburg 1919 nicht ermordet worden wäre? Hätte die Geschichte einen anderen Verlauf genommen? Wir wissen es nicht, aber der Historiker und Autor Christian von Ditfurth geht in seinem neuen Polit-Thriller "Das Luxemburg-Komplott" dieser Frage nach und bietet dem Leser eine intelligent konstruierte und äußerst spannende Geschichte um eine der faszinierendsten Frauen der deutschen Geschichte.
Berlin, 1919: Rosa Luxemburg führt die Revolution zum Sieg. Doch ihre Überzeugungsgabe droht die Pläne einer Reihe mächtiger Gegner zu durchkreuzen. So auch die Lenins. Seine eigenen Ziele im Visier, erteilt er Sebastian Zacharias den Auftrag, über Rosa Luxemburg zu wachen und gleichzeitig Moskau über die Pläne der KPD und über den Fortgang der Revolution zu informieren.
Zacharias gelingt es, Leibwächter bei Rosa zu werden, und als sie im Reichstag nur knapp einem Attentat entgeht, wird er mit der Leitung einer Untersuchungskommission beauftragt, die den Anschlag aufklären und die Attentäter ausfindig machen soll. Aber wo beginnen, wenn das Land im Chaos versinkt und eine Verschwörung gegen Rosa Luxemburg von jeder Seite inszeniert werden kann? Wer ist Freund, wer Feind?
Bereits mit seinen vorhergehenden "Faction"-Thrillern "Der 21. Juli" und der "Der Consul" ist Christian von Ditfurth der gewagte Spagat geglückt, historisch Belegtes glaubhaft neu zu arrangieren. Eine Kunstfertigkeit, die nicht nur die deutsche Presse honoriert: "Unerschöpfliche Fabulierlust" Focus, "Ein Meisterwerk" ORF u. a.
Mittelbayerische, 11. Oktober 2006

 

"Mit cleverer Auflösung"

Am 15. Januar 1919 ermorden Mitglieder eines Freikorps Rosa Luxemburg und Karl Liebknecht, die Führer des Spartakusbundes, und schlagen damit endgültig den gemeinsam von Spartakisten und der Unabhängigen Sozialdemokratischen Partei Deutschlands (USPD) initiierten „Januaraufstand“ nieder. Das sind die historischen Fakten. Was aber wäre geschehen, hätte man Luxemburg und Liebknecht freigelassen und die Revolution gesiegt? Das ist die Fiktion, aus der Christian von Ditfurth einen bemerkenswerten Politthriller gemacht hat.
Sebastian Zacharias, einst Kriegsgefangener in Russland, später Mitglied der terroristischen Geheimpolizei Tscheka, wird von Lenin persönlich mit einem heiklen Auftrag zurück in die deutsche Heimat geschickt. Er soll Rosa Luxemburg, Haupttheoretikerin und Galionsfigur der Spartakisten, beschützen und gleichzeitig überwachen.
In Deutschland herrscht Elend. Zacharias' vertraute Welt ist zerstört, der Vater tot, die Mutter verarmt, die Braut entfremdet. Erstaunlich schnell aber gewinnt er das Vertrauen Rosa Luxemburgs, der er das Leben rettet und sich für höhere Aufgaben empfiehlt. Nach dem Sieg der Revolution und einem weiteren Attentat auf Luxemburg avanciert Zacharias zum Leiter der Untersuchungskommission, die die Hintermänner des Anschlags ermitteln soll.
Spätestens hier beginnen Zacharias’ existentielle Schwierigkeiten. Die „Machthaber“ sind untereinander zerstritten, Rosa Luxemburg auf Distanz zu Moskau, Moskau wiederum gibt Zacharias zu verstehen, er selbst solle Luxemburg ermorden. Doch Zacharias, der in Russland ohne Zögern exekutierte, hat Skrupel. Die Lage in Deutschland spitzt sich zu. Der Feind gibt sich nicht geschlagen, die Freunde bekämpfen sich, die Fronten verwischen, das Land hungert und versinkt in Anarchie. Wie soll das alles enden?
Von Ditfurths Buch funktioniert auf mehreren Ebenen, die geschickt ineinander verzahnt sind. Die politisch-gesellschaftliche zeichnet ein stimmiges Bild Deutschlands nach dem ersten Weltkrieg und skizziert markant den Zustand der unterschiedlichen sozialistisch-kommunistischen Strömungen. Die historisch-politische inszeniert die uralte Frage, ob „eine gute Sache“ den Einsatz von Gewalt, ja, Terror legitimiere. Die Argumentationen werden dabei den historischen Personen in den Mund gelegt, neben Luxemburg und Liebknecht auch Leo Jogiches, Wilhelm Pieck, Clara Zetkin und anderen. Sie spielen also Rollen in einer vorgegebenen Inszenierung, was sie ein wenig zu Abziehbildern ihrerselbst werden lässt. Besonders Rosa Luxemburg ist einen Tick zu „gut“, ja, zu „mütterlich“ geraten. Das quasi Privatpsychologische, das sich um die fiktive Person des Protagonisten Zacharias spinnt, dokumentiert auf einer dritten Ebene diese Zerrissenheit konkret in einem einzigen Charakter, der widersprüchlich genug ist, um zu überzeugen.
Sehr geschickt auch das Ende des hypothetischen Szenarios, das die Fiktion selbst zur Fiktion macht und in die empirische Wirklichkeit zurückführt. „Das Luxemburg-Komplott“ ist ein durchaus spannender, auch actionreicher Politthriller, dessen „theoretische Exkurse“ um die Legitimität von Gewalt und die Wandlung von Ideologien zu Terrorsystemen vielleicht etwas geraffter sein könnten. Zwar erhält der Leser im Anhang biografische Informationen zum historischen Personal, was allerdings fehlt ist ein kleiner Aufsatz, der die tatsächlichen Abläufe und Zusammenhänge dem damit nicht vertrauten Leser nahebringt.
Die Generalfrage, ob man überhaupt mit solchen „Was-wäre-wenn“-Hypothesen arbeiten dürfe, möge jeder für sich beantworten. Ich gebe zu, von Ditfurths Buch ohne allzugroße Erwartungen begonnen zu haben; war dann aber angenehm überrascht, wie der Autor die ärgsten Klippen umschifft. Bedenkenswert, informativ, gut konstruiert, mit cleverer Auflösung.
Watching the detectives

 

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