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 Christian v. Ditfurth
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Stand: 12. 8. 2008

Aus Rezensionen
über "Mann ohne Makel":

"Ein packender Krimi, der zeigt, dass deutsche Autoren mit deutschen Themen bestens gegen internationale Konkurrenz bestehen können."
Focus

"Ein erstklassiger Roman"
Brigitte

"Ein höchst intelligenter, spannender und lesenswerter Krimi"
WDR 4 Radio

"Wünscht man sich also noch mehr Fälle für Josef Maria Stachelmann."
Die Welt

"Wallander ... hinterlässt eine schmerzende Lücke bei Krimilesern. Vielleicht aber gibt es Trost. Der kommt aus Hamburg, heißt Josef Maria Stachelmann und ist Historiker."
NDR Fernsehen

"Vielleicht macht gerade diese Mischung aus Menschen- und Geschichtskenntnis das Buch vom 'Mann ohne Makel' so unterhaltsam und spannend zugleich."
WDR 2 Radio

"Virtuos verwebt"
Südkurier

"Ein deutscher Thriller vom Feinsten"
Wilhelmshavener Zeitung

"Superspannend"
Rheinische Post

"Deutschlands Antwort auf Henning Mankell"
playboy

"Eine packende Geschichte!"
Hamburger Abendblatt

"Lässt ... auf weitere Ermittlungen dieses auf sympathische Weise zerknitterten Historikers in der Rolle des Amateurdetektivs hoffen."
NDR Radio 3

"Hohes Suchtpotential"
Saarbrücker Zeitung

"Spannende Krimi-Geschichte"
Hannoversche Allgemeine

"Grausam genug, dass das spannend sein kann"
Badische Zeitung

"Angenehm ist es, im Leben oder im Buch einen Menschen zu finden, den man auf Anhieb sowohl interessant als auch sympathisch findet."
Sächsische Zeitung

"Mit dem stets vom privaten und beruflichen Scheitern bedrohten Uni-Dozenten (...) besetzt von Ditfurth eine vakante Stelle unter den literarischen Ermittlern."
Nordkurier

"Der erste Krimi überhaupt mit einem Historiker als Detektiv"
Lübecker Nachrichten

"Kunststück bravourös gelungen"
dpa

"Einen Stachelmann erfindet man schließlich nicht alle Tage."
Kölner Stadt-Anzeiger

"Makellos spannendes Werk"
Hersfelder Zeitung

"Es ist eines dieser seltenen Bücher, bei denen man nicht nur gut unterhalten wird, sondern auch noch viel Geschichtswissen vermittelt bekommt."
Pforzheimer Zeitung

"Eine wirklich neuartige Figur in der Krimiwelt"
P. S.

"Vermag die Lektüre ums bittere Erbe der Naziväter angenehm leichtgängig zu unterhalten"
Bremer

"Unnachahmlich"
Buchmarkt

 Rezensionen

 

 

Rezensionen

 

"Das Szenario scheint erschreckend real"

(...) Dr. Josef Maria Stachelmann ist Dozent für Geschichte an der Universität Hamburg, und er ist verzweifelt. Seit Jahren kommt er nicht voran mit seiner Habilitation, hat jegliches Selbstvertrauen verloren. Dabei ist dieser Stachelmann ein guter Historiker, wenn auch mit wenig Talent zur Selbstdarstellung gesegnet, sagt sein Erfinder Christian von Ditfurth. Außerdem wird er von einer fiesen Arthritis geplagt, neigt zu Übergewicht und die Haare werden auch immer weniger. Ein Mann mitten aus dem Leben also.
Dieser Doktor ist wahrscheinlich der erste Hamburger Historiker, der Mörder jagt. Der Beruf kann natürlich kein Zufall sein, schließlich ist auch Christian von Ditfurth studierter Historiker: "Wenn ein Apotheker einen Krimi schreiben würde, dann würde er vielleicht einen Apotheker als Haupthelden lassen, der mit Gift hantiert, oder wenn er den Detektiv macht, den Giftmord aufklärt durch seine spezifischen Kenntnisse. Und ein Historiker hat auch spezifische Kenntnisse, und es gibt sicher Krimifälle, die man nur oder leichter mit diesen Kenntnissen lösen kann", erzählt Ditfurth.
Spezifische Kenntnisse deutscher Zeigeschichte kann Stachelmann auch bei seinem zweiten Fall gut brauchen: Ein Historikerkollege wird ermordet. Stachelmann verbrachte kurz vorher mit dessen Frau eine Nacht und ausgerechnet er findet auch die Leiche des Professors im Kofferraum seines Autos. Bald wird Stachelmann als Mörder gejagt. In Ditfurths aktuellem Krimi darf die dunkelste Macht der DDR noch einmal aus der Versenkung auftauchen, das Szenario scheint erschreckend real.
Christian von Ditfurths Bücher sind ausgesprochen gut recherchiert, unterhaltsam geschrieben und – bei Krimis nicht unwichtig – sie sind spannend. Stachelmann ist ein ganz eigener, neuer Typ Zufallsdetektiv. Und die Idee, aktuelle Mordfälle mit deutscher Zeitgeschichte zu verbinden, lässt Beliebigkeit und Oberflächlichkeit keine Chance.
Seit einiger Zeit lebt Christian von Ditfurth auf dem platten Land in der Nähe von Lübeck. Er liebt die Stille, die nur gelegentlich durch Düsenflugzeuge empfindlich gestört wird. In einem reetgedeckten Haus, mitten im Nirgendwo, geht er, wie er selber sagt, seinem Handwerk nach: "Ich bin Maurer, ich habe das Prinzip, wenn ich ein Buch anfange, dann habe ich die ersten zwei Wochen Narrenfreiheit, dann bin ich froh, wenn ich überhaupt was hingeschrieben kriege, und dann steigert sich das auf drei Seiten und am Ende auf fünf. Aber wenn ich das Pensum erreicht habe, fällt die Tastatur runter, wie beim Maurer die Kelle fällt, und dann hab ich frei. Schluss! Aus!", so Ditfurth.Ditfurths neues Projekt ist ein Buch mit – natürlich - historischem Hintergrund und einer Was-Wäre-Wenn-Geschichte. Was wäre, wenn Rosa Luxemburg nicht ermordet worden wäre? Mit einer ähnlichen Fiktion wurde Ditfurth vor einigen Jahren bekannt. "Der 21. Juli" hieß das Buch und beschäftigte sich mit der Frage: Was wäre, wenn das Hitlerattentat geglückt wäre?
Der zerknitterte Dr. Stachelmann wird in Ditfurths Leben auch zukünftig eine Rolle spielen - mindestens zwei weitere Krimis über ihn sind geplant.
Katja Eßbach, NDR Info, 25. August 2004

 

Im Kofferraum

Die Mauer ist längst gefallen, aber immer noch haben nicht wenige honorige Zeitgenossen Angst, dass ihre Mitarbeit bei der Stasi publik werden könnte. Josef Stachelmann, honoriger, aber nicht sonderlich attraktiver Geschichtedozent, gerät in eine klug gestellte Falle, in der Sex als bewährter Köder dient: Als ihm dann eine Leiche in den Kofferraum gelegt wird, kann die Polizei nicht so recht glauben, dass Stachelmann damit nichts zu tun haben will. Schließlich ist der Ermordete der Ehemann seines reizvollen One-night-stands. Stachelmann begibt sich auf eine verzweifelte Spurensuche und gerät an Handwerker der Macht, die er längst in der Versenkung der Geschichte wähnte. Ein böses Sittengemälde aus Deutschland.
Der Standard (Wien), 14. August 2004

 

Geschichten in der Geschichte
Stimmig. Christian v. Ditfurths "Mit Blindheit geschlagen"

Christian v. Ditfurth ist Historiker. Dessen Arbeit bezweckt in der Regel, uns zu erklären, wie es kam, dass etwas so gekommen ist, wie es gekommen ist. Irgendwie auch innerhalb der Regel bewegen sich die Historiker, welche darüber nachsinnen, wie es gekommen wäre, wenn es nicht so gewesen wäre, wir es war. Hin und wieder strapaziert ein Historiker die Regel, wenn er dieses Spielchen nicht nur auf akademischer Wolkenkuckuckshöhe ablaufen lässt, sondern seine Fiktion ins – natürlich auch fabulierte – historische Leben platziert. Ein solcher Autor muss seine Geschichte von zwei Enden her zusammenhalten. Er muss das Milieu, wie es war, möglichst treu abbilden, gleichzeitig aber in dieser Abbildung die Türen offen halten, dass seine erfundenen Akteure den historisch nachgezeichneten Figuren begegnen und wieder entwischen können.
Der langen Rede kurzer Sinn: Christian v. Ditfurth kann das hervorragend. Ob er die DDR die BRD übernehmen lässt ("Die Mauer steht am Rhein"), den Führer an Stauffenbergs Bombe ("Der 21. Juli") oder gar durch Mörderhand krepieren lässt ("Der Consul") – die Szenarien sind stimmig. Nur nebenbei: Seit Philip Kerr seinen Bernie Gunther sich durchs Nazi-Imperium ermitteln lässt, gab es kaum mehr solch beklemmendes historisches Kolorit.
Das gilt auch für den neuesten Roman: "Mit Blindheit geschlagen" mag zwar der Held, der Historiker Josef Maria Stachelmann, sein, sein Schöpfer ist es nicht. Die Geschichte, die sich aus alten Stasi-Verwicklungen entspinnt, ist stimmig, sie wird auch mit einer gewissen Unerbittlichkeit erzählt. Stachelmann stolpert in seinem "zweiten Fall" (der erste war "Mann ohne Makel") durch den Stacheldraht, der zu Zeiten gezogen wurde, die einer anderen Logik folgten.
Dies gilt aber genauso für den Leser. Und deshalb kann Stachelmann vor seinen Augen bestehen. Dumme oder eben blinde Menschen, die in fiktiven Texten Rätsel lösen sollen, sind sonst nur begrenzt erträglich. Damit sich das Geschehen vor dem Leser nicht dermassen opak auftürmt, wie es eigentlich müsste, hat v. Ditfurth Flashbacks eingestreut. Ob sie nötig oder nützlich sind, mag offen bleiben. Sie unterstreichen den Hang des Autors, hin und wieder etwas allzu drastisch Hinweise und Winke einzustreuen. "Stachel-Mann" ist nur ein Beispiel. Dass er den Obristen Stauffenberg im Roman "Der 21. Juli" nach geglücktem Hitler-Attentat unter SS-Ägide zum Generalstabschef aufrücken liess, zog ihm den Zorn des NZZ-Spezialisten zum 20. Juli 1944 ein. Vom Plot her war es stimmig.
Christoph Bopp, Zofinger Tagblatt/Mittelland Zeitung (Schweiz), 27. August 2004

 

Spuren aus brisanter Vergangenheit
Stachelmanns zweiter Fall

"Morde sind immer historisch" - dieses Credo des Christian von Ditfurth könnte leicht dröge klingen. Doch die Spurensuche nach teils tief in der Vergangenheit liegenden Ursprüngen eines Verbrechens beschert Lesern nun erneut eine höchst spannende Lektüre. Nach dem "Mann ohne Makel" und dessen unheilvollen Verstrickungen reißt den Historiker Josef Maria Stachelmann erneut ein sich als brisant erweisender Fall aus der ungeliebten Habilitationsschrift: Sein Neu-Kollege und eventueller Konkurrent Wolf Griesbach ist verschwunden; die attraktive Gattin bittet nach einem One-Night-Stand Stachelmann um Hilfe - und schon wird der Anti-Held zum Hauptverdächtigen. Dass er sich mysteriösen Psychospielchen ausgesetzt sieht, reitet ihn nur tiefer hinein. Entrinnen kann er nur, wenn er selbst den Fall löst. Den Hintergrund bildet die Geschichte einer stasi-unterwanderten Fluchthelfergruppe, die in Rückblenden aus der Vergangenheit geschält wird. Die konsequent "paritätisch" erzählten Handlungsstränge, zusätzlich belebt durch aktionsreiche Szenen und Stachelmanns zaghaft-zweiflerisches Privatleben, halten die Spannung bis zum Schluss. Dieser unfreiwillige Ermittler und sein Autor gehören zum Besten, was die deutsche Krimilandschaft derzeit zu bieten hat.
Susanne Schulz, Nordkurier, 28. August 2004

 

"Ein Albtraum"

Was für ein Tag: Erst kommt Josef Maria Stachelmann zu spät zur Beerdigung seines Vaters, spater wird er mit der Tatsache konfrontiert, dass die Frau seines Herzens schwanger ist, aber nicht von ihm. Seine unfertige Habilitation zermürbt den Historiker ebenso sehr wie seine Arthritis und die Aussicht darauf, beim Einstandsfest seines neuen Kollegen gute Miene zum bösen Spiel machen zu müssen - schließlich könnte dieser Wolf Griesbach irgendwann den Fachbereich an der Uni Hamburg leiten statt des mürrischen Stachelmann. Nun, am Ende dieses Tages, landet Stachelmann mit Griesbachs Frau im Bett, was der Startschuss für einen Sack voller Probleme ist. Denn als sein neuer Kollege am nächsten Tag nicht auftaucht, bittet dessen Frau Stachelmann, nach ihrem Gatten zu suchen. Und zwar in Berlin, im Milieu ehemaliger DDR-Fluchthelfer. Zu denen hatte Griesbach nämlich mal gehört. Tatsächlich findet Stachelmann den Kollegen nach der Rückkehr aus der Hauptstadt - tot, im Kofferraum von Stachelmanns Wagen. Es beginnt ein Albtraum für den Mittvierziger: Er gerät unter Mordverdacht und wird suspendiert. Und der wahre Täter terrorisiert ihn in der eigenen Wohnung mit kleinen Psychospielchen. "Stachelmanns zweiter Fall" ist der Untertitel des vierten Romans des 51-jährigen Historikers aus Lübeck. Von mir aus muss es nicht der letzte bleiben - der muffelige Geschichtsprofessor ist mir irgendwie ans Herz gewachsen.
Stephan Bartels, Brigitte (Buch extra), Heft 21, 29. September 2004

 

Der Tote im Kofferraum
Christian von Ditfurth lässt Stachelmann einen zweiten Kriminalfall bearbeiten

Stachelmanns Habilitationsschrift ist immer noch nicht fertig. Das ist die schlechte Nachricht. Die gute: Stachelmann ermittelt wieder. Wir erinnern uns: 2002, Josef Maria Stachelmann, Hamburger Historiker mit geringen beruflichen Ambitionen, betritt die deutsche Krimiszene. "Mann ohne Makel. Stachelmanns erster Fall" nennt Christian von Ditfurth seinen Debütroman als Krimiautor, darauf hoffend, dass dem ersten Band bei Erfolg ein zweiter folgen werde. Von Ditfurths Rechnung ging auf. Der rheumageplagte Historiker darf sich erneut auf berufliche Abwege begeben. "Mit Blindheit geschlagen" heißt "Stachelmanns zweiter Fall".

Spur führt in die DDR

Diesmal ermittelt Stachelmann in eigener Sache: Er wird des Mordes an einem Kollegen verdächtigt. Selbstverständlich ist er unschuldig. Dumm nur, dass der Ermordete in Stachelmanns Kofferraum gefunden wurde. Wie schon in seinem ersten Fall wird der Hobbyschnüffler bei seinen Bemühungen, den Schuldigen zu finden, alsbald mit den Verwerfungen der jüngeren deutschen Geschichte konfrontiert. Das Opfer, wegen eines gescheiterten Fluchtversuchs lange vor dem Fall der Mauer ausgewiesen aus der DDR, operierte über Jahre von Westberlin aus als Fluchthelfer. Das Kapital des Historikers von Ditfurth ist sein umfangreiches Fachwissen. Davon profitierte bereits sein erster Krimi, in dem er sich mit der Judenverfolgung während des Dritten Reichs auseinander setzte. Davon profitiert auch sein zweiter Roman. Kundig schildert von Ditfurth die Zustände in der DDR und die Mechanismen, derer sich die Stasi bediente. Dieses Gerüst taugt als Unterbau für eine spannende und schlüssige, wenngleich sprachlich zuweilen etwas holprig erzählte Geschichte, wie sie nur in Deutschland spielen kann.
Petra Pluwatsch, Kölner Stadtanzeiger, 28.August 2004

 

"Mit Blindheit geschlagen":
Historikermord mit DDR-Vergangenheit

Wer Christian von Ditfurths neues Buch "Mit Blindheit geschlagen" in die Hand nimmt, sollte es sich gemütlich machen und sich Zeit nehmen. Denn der Krimi fesselt einen so sehr, dass man ihn gar nicht mehr aus der Hand legen möchte. Doch bei dem mehr als 400 Seiten starken Buch opfert man gerne mal ein Wochenende - schließlich geht es um Mord.
Wer bereits Ditfurths "Mann ohne Makel" gelesen hat, dem werden in seinem neuen Krimi alte Bekannte begegnen. Wie dort dreht sich im neuen Buch alles um den Dozenten für Geschichte an der Universität Hamburg, Josef Maria Stachelmann. Doch diesmal ist Stachelmann selbst der Verdächtige: Er soll seinen Kollegen Griesbach ermordet haben, der von der Freien Universität Berlin an die Universität Hamburg wechselt. Und mit dessen Frau Stachelmann im Bett landet. Als Griesbach spurlos verschwindet, bittet seine Frau Stachelmann, seinen Kontrahenten zu suchen. Er lässt sich überreden und wird in einen Mordfall verwickelt, in dem er selbst der einzige Verdächtige ist. Alle Indizien sprechen gegen ihn, das Motiv scheint sonnenklar.
Ditfurth schafft es, zwei Handlungsstränge perfekt aufeinander zulaufen zu lassen, auch wenn sich der Leser lange fragt, was die eine Geschichte mit der anderen zu tun hat. Nach und nach lüftet sich der Nebel, und der Leser wird mit einem Teil deutsch-deutscher Geschichte konfrontiert. "Natürlich habe ich die Personen und Ereignisse in diesem Buch erfunden, sofern sie nicht zeitgeschichtlich verbürgt sind", schreibt Ditfurth in den Nachbemerkungen zu seinem Buch. "Wahr ist aber, dass noch lange ehemalige Inoffizielle Mitarbeiter des Ministeriums für Staatssicherheit in Westdeutschland ihre Enttarnung befürchten müssen."
Der 51-jährige Autor ist selbst Historiker. Vielleicht ein Grund, warum das Buch so authentisch wirkt. Als Journalist hat Ditfurth in den vergangenen Jahren Artikel zur Auseinandersetzung mit der DDR- Vergangenheit veröffentlicht. Sein Wissen über dieses Thema fließt auch in den Krimi ein, der daran erinnert, dass die Aufarbeitung der DDR-Geschichte uns noch lange beschäftigen wird.
Christiane Link, dpa, 30. August 2004

 

"Unter Mordverdacht"

Josef Maria Stachelmann, Dozent für Geschichte an der Universität Hamburg, fühlt sich gelinkt: Sein Chef setzt ihm einen Konkurrenten vor die Nase. Aus Frust schläft er mit dessen Frau - und gerät prompt unter Mordverdacht, als man die Leiche seines Widersachers in seinem Auto findet. Er ermittelt selbst und findet sich in einer politischen Konspiration wieder. Auch in seinem zweiten Stachelmann-Krimi zeigt sich von Ditfurth als einer der besten deutschen Krimiautoren.
Max, 26. August 2004

 

Blinder Hahn
Im Verdacht. Christian von Ditfurth schickt Dr. Stachelmann in sein zweites Abenteuer.

Mit Blindheit geschlagen ist ein Mann, sobald die Hormone überschießen. Der ältliche und kränkliche Historiker Dr. Stachelmann (der als "Mann ohne Makel" die Sympathien vieler Leser gewann) wird nicht etwa stutzig, als die attraktive Ehefrau eines neuen Kollegen ihm Avancen macht. Nein, zum Gockel wird er und lebensgefährlich blind. Der ewige Verlierer, der weder seine Habilitation zum Abschluss noch seine Beziehung zur Kollegin Anne in Ordnung bringt, fühlt sich plötzlich obenauf. Dieses Gefühl geht jäh zu Ende, als er in seinem Kofferraum eine Leiche findet.
Es ist die des besagten neuen Kollegen. Stachelmann als akademischer Konkurrent und Liebhaber der Ehefrau gibt einen vorzüglichen Verdächtigen ab. Genau das hat der Täter eingeplant, der ihn anschließend mit Einbrüchen in die Wohnung und anderen Spielchen mürbe machen will. Dabei gerät der Historiker in albtraumhafte Situationen, was ihn aber nicht daran hindert, dem Motiv für den Mord nachzuspüren. Schon bald ist klar, dass Fluchthilfe von Westberlin aus und Stasi den Hintergrund bilden. Hier wird dem Leser durch Szenen in der Stasihaft allerdings so viel Wissensvorsprung gegenüber dem Helden eingeräumt, dass er dessen "Blindheit" möglicherweise zu hart beurteilt.
Stachelmann, gegen Auflagen aus der Untersuchungshaft entlassen, verstößt munter gegen alle Spielregeln, lernt ehemalige Fluchthelfer kennen und läuft dem Mörder in die Falle. Als er mit letzter Kraft entkommt, begibt er sich scheinbar zum zweiten Mal in diese Lage. Der Leser ahnt, dass dieser Mann so blind doch nicht sein kann, zumal ihm sein Leben wieder etwas bedeutet, seitdem Anne ihre Gefühle für ihn nicht mehr versteckt. Das Finale mit Strick und Küchenhocker im Wald schreit nach Verfilmung. Dann würde man endlich genauer erfahren, wie Anne aussieht.
Rainer Rönsch, Sächsische Zeitung, 28. August 2004

 

Stachelmanns neuer Fall
Christian von Ditfurth fesselt mit Psychologie und Atmosphäre

Josef Maria Stachelmann ist wieder da, jener einzelgängerische Historiker, der in seinem ersten Fall mit jenem "Mann ohne Makel" einen mächtigen Alt-Nazi und dessen kriminelle Verwicklungen fast im Alleingang aufgedeckt hatte. Wie sein Autor Christian von Ditfurth ist auch der 43-jährige Geschichtsdozent an der Hamburger Universität, ein Spezialist für den Themenbereich Nationalsozialismus.
Der neue Fall unter dem Titel "Mit Blindheit geschlagen" ist jedoch kein aktionsreicher Thriller wie der Vorgänger, sondern fesselt mit viel Psychologie und Atmosphäre. Stachelmann plagt sich sowohl mit seinen chronischen Arthritisschüben wie mit der überfälligen Habilitationsschrift, als ihm der neue Kollege Wolf Griesbach vorgestellt wird. Natürlich wittert er sofort Konkurrenz in dem attraktiven Berliner mit dem selbstsicheren Auftreten. Um so mehr verwirrt ihn, dass er noch am selben Abend mit Griesbachs schöner Ehefrau Ines im Bett landet, während der wegen dringlicher Angelegenheiten noch einmal nach Berlin muss.
Kaum hat sich Stachelmann dann einem neuen Auftrag gewidmet, bitte ihn Ines dringend um Hilfe, denn ihr stets überkorrekter Mann ist verschollen. Der eher linkische Dozent begibt sich nach Berlin, bleibt dort erfolglos und steckt dennoch umgehend in übelsten Nöten, denn Griesbach findet sich nach Stachelmanns Rückkehr ins heimische Lübeck – als Mordopfer in Stachelmanns Kofferraum! Langsam, aber stetig entwickelt sich die Szenerie zu einem Albtraum für den Hilflosen, der von mysteriösen Unbekannten erfolgreich zum allein Mordverdächtigen aufgebaut wird.
Während die wachsende Paranoia des unschuldig Verstrickten immer spürbarer wird, scheint mit einer sich erst allmählich ausbreitenden Parallelhandlung die Szene einer Stasi-Intrige im Fluchthelfermilieu auf, die mindestens ebenso abgefeimt wie bedrohlich wirkt. Ist Griesbach Opfer eines einst von Spitzeln verratenen Republikflüchtlings geworden, war er gar selbst einer jener hehren "Kundschafter des Friedens", und welche Rolle hat man Stachelmann in dem perfiden Spiel zugedacht? Alte Stasi-Seilschaften rumoren da offenbar auch viele Jahre nach dem Mauerfall noch, und für den Krimihelden wider Willen wird es schließlich lebensgefährlich.
Dieser ungewöhnliche Krimi besticht durch eine exzellente Dramaturgie, und die souveräne Abrechnung des Fachmannes von Ditfurth mit den heimlich noch wütenden Hydras des alten Systems macht den Roman auf beklemmende Weise authentisch und aktuell.
Wolfgang A. Niemann, Buchrezensionen online/Augsburger Allgemeine, 2./3. Oktober 2004

 

Held in U-Haft
von Ditfurth: Mit Blindheit geschlagen

Hier und da gerät man unvermittelt an einen schönen Krimi von einem Autor, den man nicht kennt und mit einem Helden, der keiner ist. Nun, obgleich in einem renommierten Verlag erschienen, Christian von Ditfurth war mir neu, und schon gehört er zu meinen Favoriten. Stachelmann heißt der Protagonist. Josef Maria Stachelmann. Er ist Anfang 40 und Historiker an der Uni Hamburg, leidet unter Arthritis, kommt nicht klar mit Studenten, die seine zuweilen hohen Erwartungen nicht erfüllen. Stachelmann hat einen alten Kumpel, der bei der Kripo arbeitet, und durch den geriet er im ersten Roman "Mann ohne Makel" in einen Fall, der ihn in die Gefilde der Deutschen Geschichte führte, in dem Raub an jüdischem Eigentum und die Rolle der Makler und der Polizisten im Dritten Reich eine Rolle spielen.
Nun also der zweite Band. In "Mit Blindheit geschlagen" geht es um deutsch-deutsche Fluchthilfe, um immer noch aktive Mitarbeiter der Staatssicherheit und um einen ermordeten Kollegen. Stachelmann gerät ob eines One-Night-Stands mit der Frau eben dieses Kollegen selbst unter Mordverdacht, kommt gar zwischenzeitlich in U-Haft. Dem Historiker bleibt nichts anderes übrig, als erneut selbst zu recherchieren.
Von Ditfurth hat einen zerknitterten Helden geschaffen, einen sympathischen und seltsamen Typen, der mit keinem der üblichen Protagonisten (Detektiv, Kommissar, Reporter) zu vergleichen ist. Der Autor ist Historiker, belehrt aber nicht - trotz seiner Verliebtheit ins Detail. "Mit Blindheit geschlagen" ist ein spannender Roman, dessen zwei Erzählstränge erst spät zueinander finden, und der geneigte Leser lernt sogar noch etwas Geschichte. Warten wir auf den dritten Stachelmann und hoffen wir, dass er besser mit seiner Arthritis klarkommt.
Martin Hostert, Lippische Landeszeitung

 

Historiker unter Verdacht
Neuer Krimi von Christian von Ditfurth

Langsam hat man sich daran gewöhnt, dass Ermittler in Krimis alle möglichen Berufe haben können. Doch Historiker sind immer noch eher seltene Erscheinungen in diesem literarischen Genre. Christian von Ditfurth, der selbst Historiker ist, legt jetzt allerdings mit "Mit Blindheit geschlagen" schon den zweiten Krimi um den Geschichtsdozenten Dr. Josef Maria Stachelmann vor.
Stachelmann leidet nicht nur unter Arthritis und unter seinem gescheiterten Privatleben, sondern auch darunter, dass er mit seiner Habilitation nicht vorankommt. Er hat sein Selbstvertrauen inzwischen weitgehend eingebüßt.
Als sein neuer Kollege ermordet wird, wird Stachelmann als Hauptverdächtiger gejagt. Schließlich hat er mit der Frau des Mordopfers kurz vor der Tat eine Nacht verbracht und findet die Leiche in seinem eigenen Kofferraum.
Stachelmann weiß, dass nur die Aufklärung des Mordfalles seine Unschuld beweisen kann. Die Spur führt in die ehemalige DDR, wo die allgegenwärtige Staatssicherheit noch bis in die Gegenwart hinein ihre Netze spinnt.
Ute Janssen, Hersfelder Zeitung, 20. Mai 2006

 

Historiker unter Mordverdacht
Dr. Stachelmanns zweiter Fall

Mit größtem Vergnügen haben wir vor zwei Jahren Stachelmanns ersten Fall gelesen: "Mann ohne Makel". Zur Erinnerung: Dr. Josef Maria Stachelmann arbeitet am Historischen Seminar der Uni Hamburg. Nach einer brillanten Dissertation sitzt er nun seit einigen Jahren (zuviel) an seiner Habilitationsschrift zum KZ Buchenwald. Nebenbei leidet er an Arthritis und Liebeskummer und löst mit historischem Gespür verzwickte Kriminalfälle.
Stachelmanns zweiter Fall beginnt mit der Begrüßung eines neuen Kollegen am Lehrstuhl. Der - im Gegensatz zu Stachelmann - frisch habilitierte Wolfgang Griesbach kommt samt Gattin Ines von der FU Berlin nach Hamburg und könnte dort das hierarchische Gefüge durcheinander bringen und sich als potenzieller Nachfolger des Lehrstuhlinhabers vor Stachelmann schieben. Doch so weit kommt es nicht. Noch am Abend nach der Begrüßung reist Griesbach nach Berlin. Während er weg ist, macht die attraktive Ines Stachelmann erfolgreich schöne Augen. Ob es beim One-Night-Stand bleibt oder ob sich eine längere Affäre anbahnt, bleibt offen, denn: Als Griesbach partout nicht aus Berlin zurückkehrt, nirgendwo zu erreichen ist und wichtige Termine platzen lässt, macht sich Stachelmann im Auftrag von Ines auf die Suche. Diese endet schließlich im Kofferraum von Stachelmanns Auto. Dort liegt Griesbachs Leiche, erst mit zwei Messerstichen getötet, nun fein säuberlich in einem Plastiksack verpackt.
Obwohl Stachelmann den Leichenfund ordnungsgemäß der Polizei meldet, gerät er schnell unter Mordverdacht. Schließlich hat er in den Augen der Polizei zwei Motive: Griesbach war ein Konkurrent am Lehrstuhl und bei Ines; und ein stichfestes Alibi besitzt Stachelmann auch nicht. Er landet in Untersuchungshaft, die Medien und die meisten seiner Kollegen vorverurteilen ihn. Ines Griesbach sorgt sich zwar offensichtlich um ihn, doch echte Hilfe bekommt er nur von seiner Kollegin Anne, mit der er zwei Jahre zuvor seinen ersten Fall gelöst hatte. Anne besorgt Stachelmann ein falsches Alibi. Das bringt ihn aus der U-Haft und verschafft ihm Zeit und Gelegenheit, den wahren Mörder zu suchen.
Dazu muss Stachelmann - nun wieder ganz der Historiker mit kriminalistischem Spürsinn - tief in der Biografie von Wolfgang Griesbach graben. Der verdingte sich in den 80er-Jahren in Westberlin als Chef einer Schleuserbande, die DDR-Bürgern zur Flucht in den Westen verhalf. Doch nicht jede Flucht gelang. Vielleicht liegt hier das wahre Motiv zum Mord an Griesbach: Ein gescheiteter Flüchtling rächt sich?
Bei der Suche nach einer Antwort muss Stachelmann sich sehr beeilen. Denn nicht nur die Polizei sitzt ihm im Nacken. Da ist auch ein Unbekannter, der regelmäßig in seine Wohnung eindringt und dort nur für Stachelmann sichtbare Spuren hinterlässt. Subtiler Psychoterror oder eine reale Bedrohung durch Griesbachs Mörder?
Wie es sich für einen guten Krimi gehört, werden all diese Fragen erst am Ende beantwortet. Der Leser hat dabei stets einen kleinen Vorsprung vor Stachelmann, denn auf einer zweiten Erzählebene werden Geschehnisse in der ehemaligen DDR geschildert, die natürlich unmittelbar mit der Mordgeschichte zu tun haben.
RUBENS - Zeitschrift der Ruhr-Universität Bochum, Nr. 91/2004

 

In Sachen Mord und Liebe
Stachelmanns Erklärungsnot

Wann ist ein Krimi ein guter Krimi? Wir lesen, und sofort werden wir in die Handlung gesogen; die Spannung steigt, obwohl wir schon früh den "richtigen" Verdacht zu haben glauben; und am Schluss werden alle Fäden entwirrt, logisch überzeugend, ohne dass ein Kaninchen aus dem Hut gezaubert werden muss. Wie in "Mit Blindheit geschlagen - Stachelmanns zweiter Fall", Nachfolger von "Mann ohne Makel", dem deutschen Krimi-Überraschungserfolg von Christian v. Ditfurth aus dem Jahr 2002.
Der 51 Jahre alte v. Ditfurth ist Verlagslektor, Journalist, mittlerweile vor allem aber Schriftsteller. Ein erstaunlich produktiver. Fing mit Sachbüchern ("Blockflöten", 1991) an und ist beim Stachelmann-Krimi angelangt - was für einen Historiker wie von Ditfurth thematisch kein großer Unterschied sein muss: "Blockflöten" schildert die Geschichte der Ost-CDU, Stachelmanns zweiter Fall hängt mit Fluchthilfe, Stasi, Birthler-Behörde usw. zusammen - neuere deutsche Geschichte, im Krimi verpackt. Wie schon im Erstling, in dem die nicht ganz so neue deutsche Geschichte eine - ihre - heute noch verhängnisvolle Rolle spielt. Stachelmanns erster Fall liegt seit Februar auch als Taschenbuch vor, der "Mann ohne Makel" wurde schon über 50 000 Mal verkauft und sollte, wenn dies nicht schon geschehen ist, vorab gelesen werden. Mit Blindheit geschlagen ist Stachelmann, weil er blind in eine Falle tappt, die ihn zum Mordverdächtigen macht. Der Dozent für Geschichte an der Universität Hamburg leidet nicht nur weiterhin an schmerzhafter Arthritis und verschleppter Habilitationsschrift, sondern auch an einem neuen Favoriten als Nachfolger auf dem Lehrstuhl seines eitlen Chefs. Nach dem Willkommensempfang für den "Neuen" landet Stachelmann im Bett von dessen Frau - und deren Mann landet als Leiche in Stachelmanns Kofferraum. Fatal. Nur Kollegin Anne hält zu ihm, aber sie ist schwanger - ein weiteres Problem für Josef Maria Stachelmann, dessen Erklärungsnotstand in Sachen Mord zwar erfolgreich beendet wird, uns in Sachen Liebe aber neben Arthritis und Habilitation ungelöst begleiten wird. Oder? Wir sind jedenfalls jetzt schon wieder gespannt, wie es mit Stachelmann, Anne und dem kleinen Felix weitergehen wird.
Gießener Allgemeine, 9. Oktober 2004

 

Christian von Ditfurths neuer Krimi
Ermittlung in eigener Sache: Historiker unter Mordverdacht

Der Romanheld Josef Maria Stachelmann ist Historiker, kein Kriminalist. Doch im eigenen Interesse muss er einen Mordfall aufklären, der ihn in die Spätzeit der DDR führt.

Druck kann der Historiker Josef Maria Stachelmann nicht gut ab. Mit seiner Habilitierungsschrift kommt er nicht zu Potte, von seinem Dienstchef lässt er sich ausnutzen, und auch die Spielregeln der Liebe überfordern ihn offensichtlich. Stachelmann ist so ziemlich der letzte, der sich für die Verbrechensbekämpfung eignet; und das ist natürlich gerade der Reiz dieses Antihelden, den Christian von Ditfurth vor zwei Jahren mit dem Roman "Mann ohne Makel" eingeführt hat. Im neuen Roman hat Ditfurth den Druck auf seinen armen Historiker noch erhöht: Die Polizei verdächtigt ihn, seinen Kollegen und potenziellen Rivalen Griesbach umgebracht zu haben.
Damit historische Ereignisse krimitauglich sind, müssen sie zwei Bedingungen erfüllen: Sie dürfen noch nicht zu lange zurück liegen, und sie müssen ungelöste Konflikte bergen. Die deutsche Geschichte ist, dank ihrer zwei Diktaturen des 20. Jahrhunderts, reich an solchen Stoffen. Stachelmanns erster Fall führte ihn in die NS-Zeit; nicht verwunderlich also, dass die Reise diesmal in die DDR geht. Christian von Ditfurth hat sich eines Themas angenommen, das im allgemeinen historischen Bewusstsein bislang keine große Rolle spielt: der Fluchthelfer-Szene, die hauptsächlich von West-Berlin aus DDR-Bürgern dabei half, ihrem Staat zu entkommen.
Die Vergangenheit vergeht nicht, das ist die für einen Historiker selbstverständliche Grundannahme der Stachelmann-Krimis. Sie kann auf sehr verschiedene Art fortleben - als Nostalgie oder Verbitterung, als Wahrheit oder als Lüge. Ditfurth zeigt in diesem Roman geschickt, wie die schmutzigen Tricks und die Desinformation der Stasi ihr Gift noch in unsere Zeit träufeln. Die Fluchthelferszene mit ihrem Gemenge aus Heldentum, Abenteuer, Idealismus und Verrat gibt einen guten Rohstoff ab. Wem kann man trauen, wem nicht? Wer hat etwas zu verbergen, wer ist bloß vorsichtig? Was sind die Geschichten hinter den Geschichten?
Dieser Krimi ist intelligent, mit Rückblenden und Schnitten geschickt aufgebaut und sehr, sehr spannend. Schade nur, dass die Ereignisse am Ende etwas gehetzt und mit kleinen Ungereimtheiten aufeinander folgen.
Die hiesigen Leser wird das reichlich aufgetragene Lokalkolorit freuen. Josef Maria Stachelmann arbeitet an der Hamburger Uni, lebt aber in der Lichten Querstraße in der Lübecker Innenstadt. Alle Orte sind detailgetreu beschrieben - der Hauptbahnhof, die Straßen Lübecks, das Gefängnis Lauerhof (man muss es zumindest glauben). Einige Kleinigkeiten wirken auf Ortskundige allerdings störend: Warum heißt der Lindenteller "Holstentorteller"? Was rechtfertigt an den neuen Gebäuden um den Hauptbahnhof die Bezeichnung "Betonkolosse"?
Überhaupt neigt Ditfurth dazu, seinen Leser via Stachelmann mit einem größerenTeil seiner Meinungen bekannt zu machen - über Handy-Telefonierer in der Eisenbahn, über den Wiederaufbau des Berliner Stadtschlosses, über alte Männer, die ihre Kriegserlebnisse verklären. Dem Text würde nichts fehlen ohne diese Meinungen.
Sie schmälern aber nicht den aufklärerischen Anspruch, den dieser Roman - wie noch jedes von Ditfurths Büchern - neben dem auf Unterhaltungswert erheben kann. "Mit Blindheit geschlagen" ist eine wirksame Warnung vor der nostalgischen Verklärung der DDR und der Verniedlichung ihres Unterdrückungs- und Desinformationsapparats.
Hanno Kabel, Lübecker Nachrichten, 12. Oktober 2004

 

Christian von Ditfurth hat mit Stachelmann eine bemerkenswerte neue Krimifigur geschaffen
Einsam gegen die Schatten der Vergangenheit

Josef Maria Stachelmann ist ein gebrochener Held. Arthritisch, wenig erfolgreich im Job, keinen Schlag bei den Frauen. Einer, der lieber das Wort als die Faust führt. Und doch: Die Figur ist eine interessante deutsche Krimi-Entdeckung.
Stachelmanns zweiten Fall hat Christian von Ditfurth "Mit Blindheit geschlagen" genannt, und wer sich dazu entschließt, sollte vorab seinen ersten lesen: "Mann ohne Makel". Vor zwei Jahren klärte Ditfurths unbeholfene Figur eine bizarre Mordserie um einen beliebten Makler auf: Der Geschichtsdozent, der erfolglos an der Universität Hamburg über seiner Habilitation brütet, gerät als Zufallsermittler in die braune Vergangenheit deutscher Geschichte.
Stachelmanns zweiter Fall führt in die jüngere deutsch-deutsche Vergangenheit, ein ebenso düsteres Kapitel. Sorgt sich der schrullige Historiker anfangs noch darüber, dass sein Chef ihm den brillanten Griesbach vor die Nase setzt, findet er sich nach einem verzweifelten Kneipenbesuch mit Griesbachs attraktiver Frau Ines im Bett wieder. Dann verschwindet Griesbach spurlos. Staphelmann fährt - auch weil ihn.sein schlechtes Gewissen treibt - nach Berlin; um ihn zu suchen. Als Griesbach tot gefunden wird, gibt es nur einen Verdächtigen: Stachelmann.
Christian von Ditfurth, der 1953 geborene Sohn des Publizisten Hoimar von Ditfurth, ist Verlagslektor, Journalist und Autor. Aber vor allem Historiker, und er beherrscht seinen Stoff. "Mit Blindheit geschlagen" ist eine fiktive Geschichte, die sehr authentisch aus jener Zeit erzählt, als die Stasi viel Macht über die Menschen in Ost und West hatte. Geschickt wird auf zwei Erzählebenen und aus zwei Perspektiven fabuliert, was die Spannung erhöht, weil Platz für eigene Fantasien bleibt.
Schnell ist man hierzulande mit Etiketten wie "der deutsche Mankell" bei der Hand, wenn ein neuer Krimi auffällt. Abgesehen davon, dass sich mit dem Ditfurth-Stoff die Nächte ebenso trefflich kürzen lassen, wird man dem Autor damit nicht gerecht. Seine Figur ist unverwechselbar.
Diese Selbstzweifel, diese Versagensängste, diese still leidende Existenz im Schatten der anderen: das macht Stachelmann menschlich - und irgendwie liebenswert. Und im Notfall kann er sich noch stets auf seinen Grips verlassen.
Nebenbei: Höchst amüsant schildert der Autor den Wissenschaftsbetrieb an jener Uni, an der sein Held in Lohn und Brot steht.
Bettina Kutzner, Westdeutsche Allgemeine Zeitung, 2. Oktober 2004

 

Analytisch: Christian von Ditfurth lässt im Stasi-Kader morden

Dr. Josef Maria Stachelmann hat Rückenschmerzen. Mit seiner Habil-Schrift kommt der Dozent für Geschichte an der Hamburger Uni auch nicht zu Rande, und so geht die frei werdende Stelle an einen Starhistoriker aus Berlin. Wenige Tage nach der Begrüßungsfeier landet Stachelmann dann ausgerechnet mit dessen attraktiver Frau im Bett - und mitten in einem neuen Fall. Verwickelte Christian von Ditfurth Stachelmann vor zwei Jahren noch in einen Mordfall, dessen Motive zurückreichten in die Nazizeit, lässt er diesmal seinen sympathisch zaudernden Helden in eine Geschichte, die ihre Wurzeln im organisierten Menschenhandel zwischen der alten BRD und dem SED-Regime hat. Stachelmann macht sich in Berlin auf die Suche nach dem plötzlich verschwundenen Neuprofessor, findet eine Leiche im Kofferraum und sich selbst als Hauptverdächtiger in einem Mordfall wieder, der schnell offenbart, dass die alten Seilschaften der Stasi noch nicht zerschlagen sind. Mit seinem Stachelmann hat Ditfurth der deutschen Krimiszene einen Charakter geschenkt, der sich hoffentlich oft in den Gespinsten deutscher Vergangenheit verfängt, fordern die Milieus doch den analytischen Blick des Historikers.
Kieler Nachrichten, 26. Oktober 2004

 

"Reihum glänzende Kritiken"

Ein Häftling wird eingeliefert ins Gefängnis. Und der Hamburger Historiker Josef Maria Stachelmann kommt zu spät zur Beerdigung seines Vaters. So beginnt Christian von Ditfurths Roman "Mit Blindheit geschlagen", der dieses Jahr im Kölner Verlag Kiepenheuer & Witsch herausgekommen ist. Er erscheint bei uns als unser nächster Fortsetzungsroman, mit dessen Abdruck wir am kommenden Montag beginnen.
Der Häftling und der Historiker: Damit beginnt der Autor zwei verschiedene Erzählstränge aus Vergangenheit und Gegenwart, die lange parallel laufen, erst später zusammenfinden.
Mit seiner Habilitationsschrift kommt Doktor Stachelmann nicht recht voran. So geht die freiwerdende Stelle an der Universität an einen Starhistoriker aus Berlin. Wenige Tage nach seiner Begrüßung beginnt Stachelmann mit der attraktiven Frau des Professors ein Techtelmechtel und findet sich unvermittelt in einem Mordfall wieder, dessen einziger Verdächtiger er selbst ist.
Nach und nach lüftet sich der Nebel, der über der Geschichte liegt, und der Leser wird mit der deutsch-deutschen Vergangenheit konfrontiert, die noch sehr lebendig ist. "Natürlich habe ich die Personen und Ereignisse in diesem Buch erfunden, sofern sie nicht zeitgeschichtlich verbürgt sind", schreibt der Autor. "Wahr ist aber, dass noch lange ehemalige Inoffizielle Mitarbeiter des Ministeriums für Staatssicherheit in Westdeutschland ihre Enttarnung befürchten müssen."
Es ist der zweite Fall für den Historiker Josef Maria Stachelmann, den der Historiker Christian von Ditfurth erstmals in dem Vorgängerkrimi "Mann ohne Makel" hatte ermitteln lassen. War es dort um Verbrechen in der Nazi-Zeit gegangen, die Verbrechen in der Gegenwart zur Folge hatten, so geht es jetzt um das, was in der DDR passiert war und was in die Gegenwart fortwirkt. Der Krimi "Mann ohne Makel" hatte reihum glänzende Kritiken gefunden: "Ditfurth zeigt, dass deutsche Autoren bestens gegen internationale Konkurrenz bestehen können."
"Ich bin 51 Jahre alt und Historiker", heißt es lapidar auf der Homepage des Autors (www.cditfurth.de). Ditfurth, der lange Zeit als Lektor arbeitete, als Journalist und Buchautor wirkt, ist eines der vier Kinder Hoimar von Ditfurths, der sich im Fernsehen und als Autor populärwissenschaftlicher Bücher einen Namen gemacht hatte. Hoimar von Ditfurth starb 1989.
Darmstädter Echo, 4. Dezember 2004

 

"Ein atmosphärisch starker Kriminalroman"

Josef Maria Stachelmann ist verzweifelt. Der Dozent für Geschichte an der Universität Hamburg kommt nicht weiter mit seiner Habilitationsschrift, deren Rohmanuskript er seit Monaten überarbeiten will. Und nun hat sein Chef, Professor Bohming, sich auch noch einen neuen Favoriten ausgesucht als Nachfolger auf dem Lehrstuhl: Wolf Griesbach, den es von der Freien Universität in Berlin nach Hamburg zieht. Er genießt Ansehen in der Fachwelt und sieht blendend aus.
Er ist alles andere als ein Held. Josef Maria Stachelmann, Historiker an der Uni Hamburg; der Ermittler des Kriminalschriftstellers Christian von Ditfurth; ein Detektiv, der eher unfreiwillig in seine Fälle schlittert. So auch an dem Tag, an dem Stachelmann morgens - in einer erzählerisch brillanten Sequenz - zu spät zur Beerdigung seines Vaters kommt. Irgendwie bringt Stachelmann diesen Abschied hinter sich, irgendwie übersteht er auch das Begrüßungsfest zu Ehren eines neuen Kollegen, der ihm am Lehrstuhl den Rang ablaufen wird - und irgendwie landet er am Abend ausgerechnet mit der attraktiven Frau des Kollegen im Bett ...

Ermittlung in eigener Sache

Ein klassischer One-Night-Stand, eine Affäre ohne Kompolikationen, so ist die Begegnung eigentlich geplant. Doch es kommt anders: Wenige Tage später bittet Griesbachs Frau ihren kurzfristigen Liebhaber dringlich um Hilfe. Ihr Mann, der Historikerkollege, der nach Berlin gereist war, ist verschwunden. Die Frau macht sich Sorgen, weil Griesbach sonst sehr zuverlässig ist. Sie bittet Stachelmann, ihm nachzuforschen. Ein Auftrag, der bald für den Ermittler selbst gefährlich wird: Als Stachelmann aus Berlin zurückkehrt, findet er nämlich im Kofferraum seines Autos eine Leiche. Und die sieht Griesbach verteufelt ähnlich.
So wird Stachelmanns Ermittlung zu einer in eigener Sache. Denn natürlich gerät der Historiker schnell unter Mordverdacht; und die einzige Möglichkeit, dem Gefängnis zu entgehen, ist die, den wahren Mörder zu finden. Das gestaltet sich wegen der nebulösen Vergangenheit des Ermordeten allerdings nicht gerade einfach.

Einblicke in die akademische Welt

Wie die Schatten der Vergangenheit die Gegenwart verdunkeln können, das ist nun schon zum zweiten Mal Thema eines Kriminalromans von Christian von Ditfurth. Nach der SS in Stachelmanns erstem Fall geht es in "Mit Blindheit geschlagen" um alte, ehemalige und auf seltsame Weise immer noch aktive Mitarbeiter der ehemaligen DDR-Staatssicherheit. Stachelmanns zweiter Fall arbeitet aber nicht nur die jüngere Vergangenheit der Bundesrepublik auf, sondern gewährt auch anschauliche Einblicke in die labile seelische Befindlichkeit des geisteswissenschaftlichen Nachwuchses des Landes. Das Ergebnis ist über weite Strecken eher informativ denn belehrend - ein kenntnisreich erzählter, süffig geschriebener, atmosphärisch starker Kriminalroman, der beweist, dass man auch in Deutschland akademische Unterhaltungsliteratur verfassen kann ohne zu dozieren.
Ulrich Noller, Deutsche Welle, WDR 5 Hörfunk

 

Mord mit Stasi-Spuren

Wer Christian von Ditfurths neues Buch «Mit Blindheit geschlagen» in die Hand nimmt, sollte sich Zeit nehmen und es sich gemütlich machen, denn der Krimi wird ihn nicht mehr los lassen. Wer bereits Ditfurths «Mann ohne Makel» gelesen hat, dem werden in seinem jüngsten Krimi alte Bekannte begegnen. Wie in dem Vorgänger dreht sich im neuen Buch alles um den Dozenten für Geschichte an der Universität Hamburg, Josef Maria Stachelmann. Doch diesmal ist er selbst der Verdächtige: Er soll seinen Kollegen Griesbach ermordet haben, mit dessen Frau er im Bett gelandet war. Alles spricht gegen ihn.
Der 51 Jahre alte Autor ist Historiker. Er glaubt, dass noch lange ehemalige "Inoffizielle Mitarbeiter" des Ministeriums für Staatssicherheit ihre Enttarnung befürchten müssen. Vielleicht ist das ein Grund, warum das Buch so authentisch wirkt.
Als Journalist hat Ditfurth in den vergangenen Jahren viele Artikel zur DDR-Vergangenheit veröffentlicht. Sein Wissen über dieses Thema ist auch in diesen Krimi eingeflossen, der daran erinnert, dass die Aufarbeitung der DDR-Geschichte uns noch lange beschäftigen wird.
Frankfurter Neue Presse, 9. Dezember 2004

 

"Befriedigt den historisch versierten Leser"

Wer es letztendlich aber vor allem spannend mag und trotzdem nicht vom akademischen Milieu der Historiker und dem Stoff der Historie lassen kann, widme sich den beiden Kriminalromanen von Christian von Ditfurth, einem freischaffenden Schriftsteller und Lektor aus der Nähe Lübecks, der als studierter Historiker den wissenschaftlichen Assistenten Dr. Josef Maria Stachelmann erfunden hat. Der Leser erfährt, wie der am Lehrstuhl von Prof. Hasso Bohming in Hamburg beschäftigte Mitarbeiter zwar nicht mit seiner Habilitationsschrift voran kommt, dagegen aber zweimal in Mordfälle verwickelt wird, die dem Leser Spannung und Unterhaltung bereiten. Nun kann hier nicht der Plot verraten werden, denn den Täter bei einem Kriminalstück gleich anfangs mitgeteilt zu bekommen, ertragen nur eingefleischte Columbo-Fans. Dass es sich jeweils nicht um eine belanglose 'Story' handelt, mag der Hinweis auf "Stachelmanns ersten Fall" verdeutlichen: Hier ringen - und das ist ein Stück heikler deutscher Nachkriegsgeschichte überhaupt - gehobene Hamburger Bürger erheblich damit, ihren profitablen Opportunismus und ihre Kollaboration während der NS-Zeit zu verdrängen. Der Plot ähnelt in der Anlage Jurek Beckers Roman "Bronsteins Kinder". In Stachelmanns zweitem Fall leben DDR und Stasi in verhängnisvollen bundesrepublikanischen Unterströmungen der Nach-Wende-Zeit munter fort. Ob Historiker die besten Berufsperspektiven als Kriminalisten haben, muss man nach der Lektüre beider Bücher deshalb nicht glauben. Es befriedigt allerdings den historisch versierten Leser: In seiner Branche scheint ein kriminalistisch durchdringender Spürsinn heimisch zu sein, der - wenn es denn einmal bei Geschichtsforschenden besonders fiktional zugeht - verhindert, dass so unsägliche Erzeugnisse wie die historischen Romane von Tanja Kinkel allein den Markt beherrschen.
Wolfram Siemann, sehepunkte, Nr. 4/2004

 

"Was bisher im Dunkeln blieb"

(...) Aktuelles Zeitgeschehen, politische Hintergründe und soziale Verwerfungen sind auch in zwei weiteren Krimis das Thema. Sie eignen sich seit je besonders gut zur Darstellung gesellschaftlicher Probleme. Christian von Ditfurth macht sich in "Mit Blindheit geschlagen" auf, die im Untergrund des vereinten Deutschlands noch immer wirksamen Seilschaften des früheren Staatssicherheitsdienstes der DDR aufzudecken. Was seine Hauptfigur Josef Maria Stachelmann, Dozent für Geschichte an der Universität Hamburg, zutage fördert, wirft ein helles Licht auf das, was bisher im Dunkeln blieb: die Mithilfe oberster Stellen der Bundesrepublik Deutschland bei der Fälschung von Pässen für fluchtwillige DDR-Bürger, die persönliche Bereicherung, die gezielte Anwerbung von Spitzeln, um in der Bundesrepublik Kommunisten zu enttarnen.(...)
Badische Zeitung, 18. Dezember 2004

 

Den Tod im Gepäck

Stachelmann, die Zweite. - Dieses Mal liegt dem Lübecker Historiker Josef Maria Stachelmann die Schlinge bereits fest um den Hals. Schuld ist der One-Night-Stand mit Ines Griesbach, der Frau eines neuen Kollegen und beruflichen Rivalen in spe. Als die hysterische Ines Stachelmann bittet, ihren plötzlich verschwundenen Gatten Wolf zu suchen, folgt er sklavisch seinem Schuldkomplex. Zurück von den etwas lustlosen Nachforschungen in Berlin findet Stachelmann jedoch statt seiner Reisetasche eine Leiche im Kofferraum seines Wagens: Wolf Griesbach, verpackt in einen schwarzen Müllsack. - Ein Buch über deutsche Vor- und Nachwendewirklichkeit, Gewissenlosigkeiten, über die Chancenlosigkeit eines Unschuldigen vor der hiesigen Justitia und behäbige Forschersitten an deutschen Unis. – Spannend, kritisch, humorvoll.
Was in keine historische Abhandlung passt und ohnehin nur einen Spezialistenkreis von einigen Hundert Kollegen erreicht: schreib es in einen Krimi und mach’s populär. Letzteres ist Christian v. Ditfurth bereits mit seinem ersten Stachelmann-Krimi "Mann ohne Makel" gelungen, in dem es um die späte Rache eines schwerkranken, alten Juden an einem Hamburger Kriegsgewinnler geht.
Dieses Mal gerät der mit Arthritis geschlagene Lübecker Historiker in eine Nachwendetragödie mörderischen Ausmaßes, die ihn zum Hauptverdächtigen macht. Noch immer harrt Stachelmanns Habilitationsschrift der Vollendung. Und Kollegin Anne Derling, die lange vergeblich auf den entscheidenden Schritt von ihm wartete, hat in der Zwischenzeit ein Kind von einem anderen.
Als der neue Kollege Wolf Griesbach seinen Einstand am Hamburger Historischen Institut gibt, erliegt der labile Stachelmann dem berechnenden Charme Irene Griesbachs. Die seltsam entschlossene Sirene lädt ihn kurz darauf in ihr Strohwitwerbett. Mit verheerenden Folgen.
Ein Wilhelm von Ockham ist Stachelmann, Detektiv wider Willen, bestimmt nicht. Auch wenn er gelegentlich Anleihen bei dem klugen und mutigen Franziskaner des 14. Jahrhunderts aufnimmt, der mutig die Trennung von Kirche forderte und gegen den Papst stritt. (In "Der Name der Rose", Umberto Eco, teils von der Figur des William von Baskerville verkörpert.) Dazu fehlen dem Lübecker Historiker der Willen zur Askese und der durchdringende Verstand. Aber auch Stachelmanns Ansichten sind geradlinig und vernünftig. Und als ihn seine Intuition geradewegs hinein in die Sackgasse eines Justizirrtums führt, bleibt ihm nichts anderes übrig, als den Fall selbst zu lösen.
Justizirrtum ist auch in deutschen Landen kein Fremdwort. Wer einmal als Verdächtiger in die Mühlen der Justitia geraten ist, dem gnade sein Schutzengel. Auch im Stande der Unschuld verbraucht sich leicht Gesundheit, Karriere und Reputation. Aber Stachelmann wäre nicht Stachelmann, wenn er da nicht herauskäme. Und zum Glück hat er ja seinen ungeliebten Freund Ossi Winter. Oberkommissar in Lübeck. Pessimist, tönender Macho und Trinker.
Dieses Mal lässt Ditfurth seinen unfreiwilligen Privatdetektiv in den Untiefen jüngster deutscher Geschichte graben. Es geht um die Realität deutscher Fluchthelferbanden, ost- und westdeutsche Überzeugungen und Schicksale, den allgegenwärtigen ostdeutschen Geheimdienst und ein Gewissen, das schließlich den Mord und seine Vertuschung herausfordert. Auch dieses Mal überlebt Stachelmann unversehrt. Bereit, einen weiteren Fall zu lösen.
Barbara Keller, www.berlinkriminell.de, Januar 2005

 

"Gespenster der Geschichte"

Bisher dachten wir immer, Historiker würden an Keuchhusten sterben, an Staublunge, Alkoholismus oder unter zusammenfallenden Bücherbergen. Seit wir Josef Maria Stachelmann kennen, wissen wir: Historiker leben wirklich gefährlich. Wenn sie so krankhaft neugierig sind wie Josef Maria Stachelmann und so sadistisch wie der Schriftsteller, Journalist und (jawohl) Historiker Christian von Ditfurth, der geistige Vater von Josef Maria Stachelmann. Ditfurth macht deutsche Zeitgeschichte mobil und hetzt sie seinem Kollegen auf den Hals. In Stachelmanns erstem Fall bekam der es mit Nazis zu tun. Jetzt stolpert er in eine verspätete Venusfalle der Stasi. Stachelmann ringt mit seiner Habilschrift, ein Konkurrent macht ihm den Kronprinzen-Posten seines Lehrstuhls streitig. Stachelmann läßt sich vollaufen und landet mit der Gattin seines Konkurrenten im Bett. Die ist der Traum (nicht nur) eines jeden Geschichtswissenschaftlers. Was passiert, ist dann der zu erwartende Alptraum. Wir sind ja schließlich in einem Thriller. Der Konkurrent ist weg. Und um Stachelmann wird's sehr, sehr einsam und sehr, sehr dunkel. Die Gespenster der Geschichte gehen um. Und mehr als einmal fragt sich Stachelmann, ob es nicht besser gewesen wäre, wenn ihn vor Jahren eine anmutige Staublunge heimgeholt hätte. Das aber wäre für ihn und anspruchsvolle Krimileser wie uns ausnehmend schmerzlich gewesen.
Max Hermann, Die Welt, 29. Januar 2005
 

 

Stachelmanns neuer Fall
Christian von Ditfurth fesselt mit Psychologie und Atmosphäre

Josef Maria Stachelmann ist wieder da, jener einzelgängerische Historiker, der in seinem ersten Fall mit jenem "Mann ohne Makel" einen mächtigen Alt-Nazi und dessen kriminelle Verwicklungen fast im Alleingang aufgedeckt hatte. Wie sein Autor Christian von Ditfurth ist auch der 43-jährige Geschichtsdozent an der Hamburger Universität ein Spezialist für den Themenbereich Nationalsozialismus.
Der neue Fall unter dem Titel "Mit Blindheit geschlagen" ist jedoch kein aktionsreicher Thriller wie der Vorgänger, sondern fesselt mit viel Psychologie und Atmosphäre. Stachelmann plagt sich sowohl mit seinen chronischen Arthritisschüben wie mit der überfälligen Habilitationsschrift, als ihm der neue Kollege Wolf Griesbach vorgestellt wird. Natürlich wittert er sofort Konkurrenz in dem attraktiven Berliner mit dem selbstsicheren Auftreten.
Um so mehr verwirrt ihn, dass er noch am selben Abend mit Griesbachs schöner Ehefrau Ines im Bett landet, während der wegen dringlicher Angelegenheiten noch einmal nach Berlin muss. Kaum hat sich Stachelmann dann einem neuen Auftrag gewidmet, bittet ihn Ines dringend um Hilfe, denn ihr stets überkorrekter Mann ist verschollen. Der eher linkische Dozent begibt sich nach Berlin, bleibt dort erfolglos und steckt dennoch umgehend in übelsten Nöten, denn Griesbach findet sich nach Stachelmanns Rückkehr ins heimische Lübeck - als Mordopfer in Stachelrnanns Kofferraum! Langsam, aber stetig entwickelt sich die Szenerie zu einem Albtraum für den Hilflosen, der von mysteriösen Unbekannten erfolgreich zum Alleinmordverdächtigen aufgebaut wird.
Ist Griesbach Opfer eines einst von Spitzeln verratenen Republikflüchtlings geworden, war er gar selbst einer jener hehren "Kundschafter des Friedens", und welche Rolle hat man Stachelmann in dem perfiden Spiel zugedacht? Alte Stasi-Seilschaften rumoren da offenbar auch viele Jahre nach dem Mauerfall noch, und für den Krimihelden wider Willen wird es schließlich lebensgefährlich.
Dieser ungewöhnliche Krimi besticht mit exzellenter Dramaturgie und souveräner Abrechnung des Fachmanns von Ditfurth mit dem heimlich noch wütenden alten System. Das macht den Roman auf beklemmende Weise so glaubhaft und aktuell.
Wolfgang A. Niemann, Augsburger Allgemeine, 2. Oktober 2004

 

"Der Häftling und der Historiker"
Unser nächster Fortsetzungsroman

Ein Häftling wird eingeliefert ins Gefängnis. Und der Hamburger Historiker Josef Maria Stachelmann kommt zu spät zur Beerdigung seines Vaters. So beginnt Christian von Ditfurths Roman "Mit Blindheit geschlagen", der dieses Jahr im Kölner Verlag Kiepenheuer & Witsch herausgekommen ist. Er erscheint bei uns als unser nächster Fortsetzungsroman, mil dessen Abdruck wir am kommenden Montag beginnen.
Der Häftling und der Historiker: Damit beginnt der Autor zwei verschiedene Erzählstränge aus Vergangenheit und Gegenwart, die lange parallel laufen, erst später zusammenfinden.
Mit seiner Habilitationsschrift kommt Doktor Stachelmann nichl recht voran. So geht die freiwerdende Stelle an der Universität an einen Starhistoriker aus Berlin. Wenige Tage nach seiner Begrüßung beginnt Stachelmann mit der attraktiven Frau des Professors ein Techtelmechtel und findet sich unvermittelt in einem Mordfall wieder, dessen einziger Verdächtiger er selbst ist.
Nach und nach lüftet sich der Nebel, der über der Geschichte liegt, und der Leser wird mit der deutsch-deutschen Vergangenheit konfrontiert, die noch sehr lebendig ist. "Natürlich habe ich die Personen und Ereignisse in diesem Buch erfunden, sofern sie nicht zeitgeschichtlich verbürgt sind", schreibt der Autor. "Wahr ist aber, dass noch lange ehemalige Inoffizielle Mitarbeiter des Ministeriums für Staatssicherheit in Westdeutschland ihre Enttarnung befürchten müssen."
Es ist der zweite Fall für den Historiker Josef Maria Stachelmann, den der Historiker Christian von Ditfurth erstmals in dem Vorgängerkrimi "Mann ohne Makel" hatte ermitteln lassen. War es dort um Verbrechen in der Nazi-Zeit gegangen, die Verbrechen in der Gegenwart zur Folge hatten, so geht es jetzt um das, was in der DDR passiert war und was in die Gegenwart fortwirkt. Der Krimi "Mann ohne Makel" hatte reihum glänzende Kritiken gefunden: "Ditfurth zeigt, dass deutsche Autoren bestens gegen internationale Konkurrenz bestehen können."
"Ich bin 51 Jahre alt und Historiker", heißt es lapidar auf der Homepage des Autors (www.cditfurth.de). Ditfurth, der lange Zeit als Lektor arbeitete, als Journalist und Buchautor wirkt, ist eines der vier Kinder Hoimar von Ditfurths, der sich im Fernsehen und als Autor populärwissenschaftlicher Bücher einen Namen gemacht hatte. Hoimar von Ditfurth starb 1989.
Darmstädter Echo, 4. Dezember 2004

 

Tödliche Reue
Christian von Ditfurth legt seinen zweiten Stachelmann-Krimi vor

Zumindest in der europäischen Kriminalliteratur ist die Zeit der strahlenden Helden längst vorbei - wenn es sie denn je gegeben hat. Liebenswerte Versager, magenkranke Zweifler, melancholische Alkoholiker, resignierte Gerechtigkeitsfanatiker, beziehungsunfähige Workoholics, traurige, von Frau und Kind verlassene Einzelkämpfer - das sind die freiwilligen und unfreiwilligen Ermittler von heute. So unattraktiv Unzulänglichkeit im realen Leben ist, so beliebt ist sie in der Literatur.
Josef Maria Stachelmann gehört zu diesen ewig vom Scheitern bedrohten Antihelden. Der Dozent für Geschichte an der Uni Hamburg ist nicht gerade ein leuchtendes Beispiel für einen erfolgreichen Wissenschaftler: Seine Habilitationsschrift schwebt immer noch wie ein Damoklesschwert über ihm - sie will und will nicht fertig werden. Dazu leidet der 43-Jährige nicht nur an unschönen Alterserscheinungen (Bauchansatz, Stirnglatze) mit den dazugehörigen Minderwertigkeitsgefühlen, sondern auch an schweren Rheuma-Attacken, die nur mit bedrohlichen Tablettenmengen in Schach zu halten sind. Als ob das alles nicht schlimm genug wäre, bekommt Stachelmann jetzt auch noch einen Konkurrenten für den Lehrstuhl, auf den er schielt, vor die Nase gesetzt. Griesbach, der neue Kollege, scheint nett zu sein, sieht zu allem Übel auch noch gut aus und hat eine ausgesprochen attraktive Frau. Stachelmann ist natürlich geschmeichelt, als die Dame sich ausgerechnet für ihn zu interessieren scheint, und verbringt eine Nacht mit ihr. Aber dann ist ihr Mann plötzlich verschwunden, und seine Leiche findet sich in Stachelmanns Kofferraum. Als Hauptverdächtigem bleibt ihm nichts anderes übrig, als in eigener Sache zu ermitteln, nicht ahnend, wer da die ganze Zeit Katz und Maus mit ihm spielt ... Der Historiker Christian von Ditfurth hat sich mit seinen ersten beiden Kriminalromanen ("Mann ohne Makel", "Der Consul") bereits eine Fangemeinde erschrieben, die nicht nur die besagten traurigen Helden, sondern auch die zeitgeschichtlichen Themen zu schätzen weiß, die der Autor so kenntnisreich wie spannend angeht. "Mit Blindheit geschlagen" ist sein dritter Krimi und der zweite mit dem Amateurdetektiv Stachelmann. Es ist ein Fall von später, tödlicher Reue, in den der Schmerz geplagte Dozent verwickelt wird, und dieses Mal führt die Spur nicht in die NS-Zeit, sondern in die DDR.
Der Schluss des Romans kommt ein bisschen zu abrupt daher, so als wäre dem Autor am Ende die Puste ausgegangen - aber das ist auch das einzige, was man an diesem Buch aussetzen kann. Stachelmanns zweiter Fall ist ein fesselnder, gut konstruierter Krimi und gleichzeitig eine unterhaltsame Lektion in jüngerer deutscher Geschichte. Damit steht Christan von Ditfurth in diesem Genre hierzulande an einsamer Spitze.
Sylter Spiegel, 8. Dezember 2004

Ein Historiker auf Krimi-Pfad
Christian von Ditfurth liest aus neuem Roman

Für den Historiker und Autor Christian von Ditfurth war es Ehrensache, seinen neuen Kriminalroman im Gutshaus Groß Luckow vorzustellen. Schließlich befand sich das Neobarock-Gebäude von 1912 bis 1945 in Familienbesitz mütterlicherseits und wurde 1995 von Familie von Ditfurth - den Nachfahren der Familie von Raven - zurückgekauft.
Die Mutter des 52-jährigen Schriftstellers, Heilwig von Ditfurth, freute sich, ihren bei Lübeck lebenden Sohn in der Heimat begrüßen zu dürfen. Und der traf in dem Gesellschaftsraum des Hauses ein überschaubares, aber aufmerksames Publikum an.
"Mit Blindheit geschlagen", heißt der viel gelobte zweite Band seiner Stachelmann Reihe, in dem der Hamburger Geschichtsdozent Josef Maria Stachelmann als Mörder gejagt wird. Christian von Ditfurth erläuterte seinen amüsierten Zuhören, wie er auf den Buchtitel gekommen ist: "Mann ohne Makel, hieß Stachelmanns erster Fall", erklärte der 52-Jährige. "Da dachten die Leute, es handele sich um eine Autobiographie", so der Journalist und Buchautor scherzhaft. Um dem vorzubeugen, habe er den zweiten Roman "Mit Blindheit geschlagen" genannt. Und dann erfuhren die Gäste im Gutshaus, wie ihr der aus dem ersten Teil bekannte Romanheld noch immer an seiner Habilitationsschrift verzweifelt und sein Chef langsam ungeduldig wird.
Als Stachelmann dann auch noch die Leiche seines ärgsten Konkurrenten im Kofferraum seines Autos entdeckt und unter Mordverdacht gerät, hing das Publikum längst wie gebannt an den Lippen Christian von Ditfurths. Natürlich beendete dieser seine Lesung kurz vor der Passage, in der der wirkliche Mörder entlarvt wird. Für viele der Anwesenden wohl einer der Gründe, sich das neueste Werk des Krimiautors mit nach Hause zu nehmen.
Susanne Böhm, Nordkurier (Pasewalker Zeitung), 17. März 2005


Der Tote im Kofferraum

Dr. Stachelmann lebt in Lübeck und arbeitet in Hamburg. Wir kennen ihn schon, diesen Herrn, der mit Arthrose zu kämpfen hat und dies mit Diclofenac bekämpft und nicht mit Vioxx, sonst gäbe es vielleicht auch noch Herzprobleme. Christian v. Ditfurth hat mit dem Historiker Stachelmann in der deutschen Krimiliteratur einen Amateurdetektiv eingeführt, der ohne Probleme mit all jenen Aufdeckern mithalten kann, die es in der internationalen Krimiszene gibt. Stachelmann ist diesmal nicht in ein Fettnäpfchen getreten, sein zweiter Fall beginnt zunächst in einem DDR-Gefängnis, ganz ohne Stachelmann. Auf zwei unterschiedlichen Handlungsebenen gelingt es dem Autor, die Spannung immer mehr aufzubauen. Dabei gelingen Szenen, die LeserinLeser erschrecken lassen. Ob das die Zustände in den DDR-Gefängnissen sind, die dort praktizierten Verhörmethoden oder die kurze U-Haft, die Stachelmann erlebt, nachdem man in seinem Kofferraum die Leiche von Wolf Griesbach findet. Das alles hat sehr reale Bezüge und wurde vom Autor auch entsprechend recherchiert. Josef Maria Stachelmann erlebt in eigener Wohnung und Wahrnehmung, wie das ist, wenn man abgehört und beobachtet wird. Dieser "Große Bruder", der trotz Änderung der Wohnungstürschließanlage immer wieder Spuren hinterlässt, macht Angst. Aber gleichzeitig vermittelt Christian v. Ditfurth auch die politisch reale Gegenwart. Da wird immer deutlicher, wie sehr sich, Schritt für Schritt die Methoden des Verfassungsschutzes und anderer staatlicher Überwachungsorgane annähern. Die einen schützten Sozialismus, die anderen die Demokratie. Dieser Roman hat literarische Qualitäten, die in der Krimiliteratur immer seltener werden.
Dieter Braeg, Stadtmagazin Mönchengladbach/Krefeld, April 2005



Genussvolles Gruseln im Gewölbe
Volles Haus bei Krimilesung mit Christian von Ditfurth im Wehener Schloss

Krimilesern gilt er als deutsche Antwort auf den schwedischen Autor Henning Mankell: Christian von Ditfurth, der als Historiker seine literarische Ader fürs Schurkische entdeckt hat und seine schusselige Leitfigur Stachelmann zwischen Campus und Ex-DDR-Fluchthilfe stolpern lässt. Eine Kostprobe, die Appetit auf mehr machte, gab es in Form einer Lesung im Wehener Schloss.
(Wort fehlt) formuliert, spannungsreich geschrieben, mit real-historischem Hintergrund versehen, mehrteilig angelegt, der Titelheld kein Draufgänger, sondern ein Normalo mit psychologischem Tiefgang, in dem man vieles von sich selber wieder findet. Das ist der Stoff, aus dem heute gute Kriminalromane gemacht sind, und dafür hat Christian von Ditfurth vielfältiges Lob von Lesen und Rezensenten eingeheimst. Das Gewölbe im Wehener Schloss passt nicht nur gut für Weinproben und Kleinkunst, im Schummerlicht der Kerzen lässt es sich besonders genussvoll gruseln. "In so einer Gruft habe ich noch nie gelesen", meint denn auch der Autor. "Ich lese 95 Prozent des Buches nicht", sagt er, aber die fünf, die er liest, lassen viele anschließend dem Büchertisch zustreben, um in den Genuss des Ganzen zu kommen: "Mit Blindheit geschlagen - Stachelmanns zweiter Fall."
Einen guten Griff hat mit dieser Auswahl Buchhändlerin Thea Libera bewiesen, die für die vr-Bank Untertaunus als Veranstalter diesen Autor ausgewählt hatte. Der 52-Jährige aus Ahrensbök bei Lübeck kommt locker daher, Jeansanzug, kurzärmelige schwarze Lederjacke, trifft beim Lesen die Tonlage, die bei den Hörern das innere Bild vom Geschichtsdozenten Dr. Josef Maria Stachelmann erzeugt - "für den Namen kann ich nichts, dafür sind seine Eltern zuständig" - ein Mann ohne Makel, der nicht zu Potte kommt. Von Ditfurth macht sein Publikum mit dem vertraut, was es kennen muss, um die drei vorgetragenen Passagen von je 20 Minuten in das Gesamtgeschehen einordnen zu können.
Während des Lesens generiert sich bei denen, deren Vorstellungskraft nicht beim Kauf ihres Fernsehers in Zahlung gegeben wurde, eine Bilderabfolge, unhektisch und facettenreich. Sie enthält einen universitären Empfang "mit Aldi-Sekt und Neidfaktor", eine Kneipenszene am Hamburger Dammtorbahnhof, eine Leiche im Kofferraum und die vor Sarkasmus und Schlüpfrigkeiten triefende Beschreibung der Knastsituation mit Zellengenosse Olaf: "Wo kann man schon 23 Stunden am Stück fernsehen und muss fürs Essen nix zahlen?" Dann das Entsetzen darüber, als der Freigelassene feststellt, dass ihn ein Unbekannter in den Wahnsinn treiben will und er zu dem Schluss kommt, jemand wolle sich im Zusammenhang mit ehemaliger DDR-Fluchthilfe an ihm rächen. Mit dem Satz eines alten Kumpels, "ich weiß, wer´s ist", beendet von Ditfurth seine Lesung. Ein "Ooooo" geht durch die Reihen, aber schließlich soll ja nicht verraten werden, dass der Gärtner der Mörder ist und damit der Kaufanreiz dahin wäre. "Manche behaupten, ich hätte einen Hang zum Sadismus", sagt der Autor Augen zwinkernd. Den zum schwarzen Humor beweist er in der Szene, die zeigt, dass der Fremde Stachelmanns PC mit fremden Schlüsselwörtern lahm gelegt hat. Vom Notdienst wird entschlüsselt: als Benutzername: ich komme, als Passwort: wieder.
Wiesbadener Kurier, 28. April 2004


"Suchtgefahr"

Wie heißt es doch so schön in der Pressemitteilung zu diesem Buch: "Hohe Suchtgefahr"! Ich kann dies nur bestätigen. Zog mich der erste Fall von Josef Maria Stachelmann, dem schrulligen Historiker aus Hamburg, bereits in seinen Bann, so steht dieser dem in nichts nach. Diesmal gerät Stachelmann selbst in Verdacht seinen neuen Kollegen Wolf Griesbach ermordet zu haben. Griesbach gilt als Anwärter auf Stachelmanns Stelle an der Uni, und dann schlittert Stachelmann auch noch in eine kurze Affäre mit Griesbachs Frau. Ausgerechnet zu diesem Zeitpunkt verschwindet Griesbach spurlos. Ines, seine Frau, bittet Stachelmann nach ihm zu suchen. Die Suche gelingt - jedoch anders als gedacht, denn Josef Maria findet ihn als Leiche in seinem eigenen Wagen wieder. Die Polizei glaubt nicht an seine Unschuld und so bleibt ihm nichts anderes übrig, als selbst seine Unschuld zu beweisen und den wahren Mörder zu finden. Wie bereits beim ersten Fall, liegt auch hier das Motiv in der Vergangenheit, diesmal in der DDR. Es geht um die Machenschaften der Staatssicherheit und um Fluchthelfer, Opfer und Täter...
Elke Buohler, exact!, Juli/August 2005

 


Das Buch der Woche
"Mit Blindheit geschlagen" von Christian v. Ditfurth

Held des Romans ist Josef Maria Stachelmann, seines Zeichens Dozent für Geschichte an der Universität Hamburg, wohnhaft in Lübeck, wie auch der Autor selbst, Christian v. Ditfurth, der uns in dieser Reihe schon zweimal als Verfasser von ungewöhnlichen Romanen über alternative Geschichtsverläufe begegnet ist, mit ganz hervorragenden übrigens. Inzwischen ist v. Ditfurth, Sohn des in den achtziger Jahren sehr bekannten Wissenschaftspublizisten Hoimar v. Ditfurth, auf das Genre des Kriminalromans übergewechselt und hat dazu seinen Helden Josef Maria Stachelmann erfunden. Der erste Band ist vor zwei Jahren erschienen, offenbar ist eine Reihe geplant. Stachelmann gehört in das Subgenre "Amateurdetektiv" wie die berühmte Miss Marple, aber die Zeiten sind deutlich härter geworden - und außerdem spielt alles in Deutschland mit seiner reichhaltigen und unerfreulichen Geschichte. Was passiert? Dozent Stachelmann ist wirklich "mit Blindheit geschlagen", denn schon am ersten Abend seiner Bekanntschaft mit Ines Griesbach, Gattin eines neu an die Uni Hamburg gekommenen Kollegen aus Berlin, fängt er mit besagter Ines eins Affäre an. Und kann schlecht nein sagen, als sie ihn kurz darauf entnervt bittet, ihren Mann zu suchen. Der ist nämlich in Berlin verschwunden. Stachelmann fährt nach Berlin und findet den Kollegen Griesbach auch - im eigenen Kofferraum und sehr tot. Wer gerät sofort in Verdacht? Wer hat ein Motiv, nämlich Eifersucht? Natürlich der Historiker Josef Maria Stachelmann. Er war's nicht, aber das glaubt keiner und Ines ist auch keine Hilfe ... Wenn es ihm nicht gelingt, den wahren Mörder zu finden, landet er für viele Jahre im Gefängnis. Und mit seiner Habilitation wird es auch nichts und so weiter ... ein Roman dieser Machart also; das spricht aber nicht gegen, sondern für ihn. Natürlich gelingt es Stachelmann, den Fall aufzuklären, das wissen wir schon vorher, es gäbe ja sonst keinen dritten Fall, der sicher schon in Vorbereitung ist. Aber das Ganze ist extrem spannend geschrieben, und wir lernen einiges über die jüngste deutsche Geschichte. Herausragend aus dem Krimi-Einheitsbrei.
Christian Mähr, ORF, Radio Vorarlberg, 24. März 2006

 

Gute Arbeit auf beiden Seiten des Schreibtischs

Der Zufall ist es, der Christian von Ditfurths Leben bestimmt. Er bringt ihn zum Geschichtsstudium, macht ihn zum Historiker, später zum Verlagslektor, dann zum Journalist und schließlich zum erfolgreichen Autor. Ob es allein der Zufall ist, der seine Sachbücher, Romane und auch Krimis gleichermaßen gut verkauft, sei dahin gestellt. Was hinter dem 53-Jährigem und seiner vielseitigen Arbeit steckt, können Interessierte heute Abend ab 20 Uhr in der Gütersloher Stadtbibliothek erfahren. Dort stellt Christian von Ditfurth im Rahmen des "Literatursommers" seinen zweiten Krimi "Mit Blindheit geschlagen" vor.
Die Glocke: Wann und warum hat der Lektor von Ditfurth die Schreibtischseiten gewechselt und ist Autor geworden?
Christian von Ditfurth: Ich habe angefangen Bücher zu schreiben, weil ich 1990 als Journalist für den "Spiegel" und die "Zeit" über die PDS recherchiert habe. Es war Wahlkampf. Immer wenn ich denen kritische Fragen stellte, dann zeigten sie auf die Plakate mit CDU-Kandidaten, erklärten, "die" sei früher auch dabei gewesen. Die CDU war im Osten nichts anderes als die kirchenpolitische Abteilung der SED. Daraus wurde mein Buch "Blockflöten".
Die Glocke: Wie kommt man von solch einem historisch spannenden Thema zu einem Krimi mit historischem Hintergrund?
Christian von Ditfurth: Erstens, weil ich schon immer gern Krimi gelesen haben. Zweitens, weil ich von Haus Historiker bin und drittens, weil ich mich immer wieder über schlechte amerikanische Krimis und noch schlechtere Übersetzungen geärgert habe. Also musste ich selbst einen schreiben.
Die Glocke: So entstand "Mann ohne Makel" mit dem etwas schrulligen Historiker Josef Maria Stachelmann als Ermittler. Wie viel von Ihnen steckt in dieser Figur?
Christian von Ditfurth: Der ist gottseidank weit weg von mir. Ich bin Freiberufler, er ist im wissenschaftlichen Betrieb gebunden. Na ja, und außerdem teile ich ganz sicher nicht seine etwas seltsame Beziehung zum anderen Geschlecht.
Die Glocke: In Stachelmanns ersten Fall geht es um die Arisierung der deutschen Wirtschaft zur NS-Zeit, im zweiten, den Sie heute Abend vorstellen, ist die Verstrickung in die Machenschaften der ehemaligen DDR-Staatssicherheit Thema. Wie viel Historie verträgt ein Krimi?
Christian von Ditfurth: Das ist schwierig abzuschätzen. Ich schreibe immer frei Schnauze, das kann durchaus mal zu viel sein. Meine Leser werden es mir dann wohl sagen. Aber so lange die Geschichte hinter der Geschichte gut recherchiert ist, hat
sie auch Bestand, egal um welche Epoche es sich handelt. Der dritte Band "Schatten des Wahns", der jetzt gerade heraus kommt, handelt zum Beispiel von der Spätphase der Studentenbewegung. Band vier, der schon in Arbeit ist, wird sich um Antifaschismus und das KZ Buchenwald drehen.
Die Glocke: Für europäische Autoren schien es bislang normaler zu sein, als für amerikanische Geschichtliches zum Motor ihrer Erzählungen zu machen. Mit Dan Browns Erfolgen "Illuminati" und " Sakrileg " hat sich das geändert. Ist das eine neue Entwicklung?
Christian von Ditfurth: Nein, überhaupt nicht. Natürlich haben die Europäer mehr unter ihrer Geschichte gelitten als die Amerikaner und verarbeiten sie entsprechend. Aber Dan Browns Bücher haben mit Historie nichts zu tun, sondern nur mit spekulativen Verschwörungstheorien. Er hat eine Marktlücke entdeckt und sie bestens gefüllt. Dass der Vatikan sich darüber aufregt, die Bücher sogar kommentiert, ist so unnötig wie absurd.
Die Glocke: Wie erfolgreich können deutsche Krimiautoren im Vergleich zu solchen Bestsellern sein?
Christian von Ditfurth: Sehr. Das zeigen doch die Verkaufszahlen nicht zuletzt meiner Bücher.
Die Glocke: Bleibt Ihnen trotz der Krimis noch Zeit, journalistisch zu arbeiten?
Christian von Ditfurth: Wenig. Aber ich lektoriere noch einige Autoren, die ich schon seit langem begleite, darunter Ralph Giordano. Ansonsten bin ich ein Fan des Vier-Stunden-Tages in einer Vier-Tage-Woche; Ich will nicht mehr arbeiten, um mir mein Geld zu verdienen, sondern weil es mir Spaß macht. Und das klappt derzeit ganz gut. So habe ich Zeit zum Lesen, Reisen und Musik hören.
Die Glocke: Wäre es gut, wenn mehr Historiker Bücher schreiben würden?
Christian von Ditfurth: Nö, sicher nicht. Es wäre ja auch nicht besser, wenn mehr Mediziner oder Politiker schreiben würden. Auf das Gewäsch kann man doch gut verzichten, oder? Historiker sind jedenfalls nicht dafür da, den Büchermarkt zu retten.
Doris Pieper, Die Glocke (Gütersloh), 30. Mai 2006

 

In alten Geschichten wühlen
Christian von Ditfurth hat mit dem Historiker Josef Maria Stachelmann einen sehr eigenständigen Ermittlertypen geschaffen

Stachelmanns täglicher Heimweg führt ihn vom Bahnhof kommend vorbei am Salon Figaro und der Apotheke am Lindenplatz zur Puppenbrücke. Dort könnte er zum Beispiel den Ruderern beim Training auf der Trave zusehen und das üppige Grün am Ufer genießen. Doch derartige Gemütsanwandlungen sind Stachelmann fremd. Er geht weiter zum Holstentor, lässt das Wahrzeichen der Stadt Lübeck aber in jeder Hinsicht links liegen. Am Ende der Holstenbrücke muss er sich entscheiden: geht er nach Hause, wendet er sich nach rechts, an der Obertrave entlang, einer Postkartenstraße mit Giebelhäusern und den historischen Salzspeichern jenseits des Flusses, der Weg führt vorbei an der Altstadt-Apotheke und der Musikhochschule, in die Dankwartsgrube und die Lichte Querstraße. Wenn er nicht direkt nach Hause geht, biegt Stachelmann an der Holstenbrücke nach links ab, an die Untertrave. Dann geht er in sein Stammlokal, das Ali Baba. Dahin zieht es ihn, wenn er nicht gut drauf ist. Und Josef Maria Stachelmann ist oft nicht gut drauf. Man könnte sagen, er ist ein übellauniger Miesepeter.
An diesem Abend hat das Ali Baba geschlossen. "So ein Scheiß!" , entfährt es Christian von Ditfurth. Er hat vor dem Lokal gewartet, nicht ahnend, dass der türkische Wirt sein Gasthaus mitten im Touristensommer umbaut. Dabei hat Ditfurth das Lokal bekannt gemacht, seitdem er Josef Maria Stachelmann immer wieder hier einkehren, gut essen und seinen Frust ertränken lässt. Ditfurth ist der geistige Vater von Stachelmann. Der Wirt empfiehlt per Aushang als Ausweichlokal das Merhaba zwei Straßen weiter. "Um etwas mehr Lokalkolorit zu spüren, müssten wir in die Schiffergesellschaft" , sagt Ditfurth. Das holen wir später nach.
Mit Josef Maria Stachelmann hat Christian von Ditfurth einen ziemlich eigenwilligen Ermittler in die deutsche Krimilandschaft gepflanzt und zur Blüte gebracht. Durch Zufall wird der Historiker Stachelmann, Assistent an der Universität Hamburg, in eine Mordserie hineingezogen. Sein alter Studienfreund Ossi, inzwischen Kommissar in Hamburg, braucht fachlichen Rat. Aus dem Berater wird ein eigensinniger Ermittler, am Ende übernimmt der einsame Wolf Stachelmann faktisch den Fall — und klärt ihn auf.
Durch einen ähnlichen Zufall kam der Historiker Christian von Ditfurth zum Krimischreiben. "Ich war im Urlaub und habe einen ziemlich schlechten Krimi gelesen. Da dachte ich: Das kannst du auch." Zu jener Zeit beschäftigte er sich gerade mit dem Thema Arisierung jüdischer Vermögen in der Zeit des Nationalsozialismus. Die großen Fälle wie Hertie seien weitgehend aufgearbeitet. Aber es gab ständig Zwangsversteigerungen von beschlagnahmtem jüdischem Vermögen. "Die Herkunft der Sachen war kein Geheimnis, das wurde so angekündigt. Und da haben sich viele beteiligt und bereichert, ganz normale Bürger. Das hat mich interessiert." Wieso nicht das eine, das historische Interesse, mit dem anderen, der guten und spannenden Unterhaltung, verbinden? Es war die Geburtsstunde von Josef Maria Stachelmann. Die Lektorin riet von dem sperrigen Namen ab, Ditfurth bestand darauf. Er kann hartnäckig sein, darin ist ihm Stachelmann nicht unähnlich. Und Ditfurth, Sohn eines bekannten Journalisten und Bruder einer nicht ganz unbekannten Politikerin, ist selbstbewusst genug, nicht zu schnell von einer eigenen Idee abzurücken. Dafür hat ihm die Lektorin geraten: "Wir machen eine Reihe draus."
Ditfurth war einverstanden, auch wenn er nicht genau wusste, was das konkret bedeutet. Denn bis dahin hatte er vor allem historische Sachbücher und Romane zwischen Fiktion und historischer Realität geschrieben. Doch schon bald wurde ihm klar, dass Figuren in Krimireihen eine Entwicklung brauchen, in ihrem Leben muss sich etwas verändern, die Nebenrollen müssen sehr sorgfältig besetzt werden, die Beziehungen der Figuren sind nicht statisch.
Wird Stachelmann im ersten Fall noch als Experte zugezogen, ist er im zweiten Opfer einer Intrige und gerät unter Mordverdacht: In seiner Wohnung in Lübeck geschehen eigenartige Dinge. Ditfurth ist über Stasi-Akten auf das Thema gestoßen. Er las dort, mit welch perfiden Methoden Geheimdienste ihre Gegner psychisch zersetzten, wie sie Menschen und Existenzen vernichten. Im dritten Band spielt die Vergangenheit als Student in Heidelberg in den 70er Jahren eine zentrale Rolle, die politischen Verirrungen einer Generation — es ist der Band mit den meisten autobiografischen Bezügen. Im vierten Band steht die Universitätskarriere seines Doktorvaters und Förderers im Zentrum.
Im ersten Fall überwirft sich Stachelmann mit seinem Vater, wie es so viele aus Ditfurths Generation getan haben. Es kommt zu einem tiefgründigen, weil am Ende sprachlosen Dialog zwischen Vater und Sohn. "Die können sich nicht verständigen, denn sie leben in zwei Welten" , sagt Dittfurth. Ohne es zu sehen. "In der historischen Debatte mit dem Vater ist der Historiker Stachelmann zunächst Sohn" , sagt Ditfurth. Autobiografisch sei dieser Konflikt nicht, dafür aber generationstypisch. Im zweiten tritt eine Frau in sein Leben, sieht er einen Zug aus einer ganz neuen Perspektive. Im dritten Band kommt er zu einem Motorradunfall und stirbt sein alter Freund Ossi, am Ende des vierten verlässt Stachelmann die Universität. "Ich musste ihn von der Uni wegschreiben, das hätte mich auf Dauer zu sehr eingeengt."
Ob Stachelmann dennoch auch im fünften Band wieder täglich mit dem Regionalexpress von seinem Wohnort Lübeck nach Hamburg pendelt? So viel lässt Ditfurth anklingen: Stachelmann wird ein Büro für historische Recherchen eröffnen und einen Mitarbeiter einstellen.
Seit zehn Jahren lebt Ditfurth in der Nähe von Lübeck, das Verhältnis zu der Stadt ist kompliziert. Obwohl allein sein erster Stachelmann-Krimi inzwischen die 100 000-Grenze bei der Auflage erreicht hat und die Bücher in vielen Ländern erschienen sind, hat er hier noch nie gelesen. Eine örtliche Buchhandlung hat ihn lediglich einmal in ihre Filiale in Kiel eingeladen.
Was vielleicht auch daran liegt, dass Ditfurth seinen Stachelmann zwar in der Hansestadt wohnen lässt, dass er hier und da etwas Atmosphäre einstreut, dass er sich aber der Hanse-Mann-Grass-Brandt-Nostalgie verweigert, weil er sie für eine reine Inszenierung einstiger Größe und Bedeutung sowie der berühmten Söhne der Stadt hält.
Ditfurth trinkt sein Glas leer, erhebt sich und führt den Besucher zum besseren Verständnis des Gesagten zum Rathaus. An den historischen Backsteinbau und die Marktarkaden aus dem 15. Jahrhundert ist ein gesichtsloser Verwaltungsbau geklatscht, ein Textilkaufhaus mit allem, was zu einer ordentlichen Bausünde gehört, und eine Ladenzeile aus Blume 2000, Pommes Point, Subway und Phone-House bilden den Rahmen des davor liegenden Platzes. In der Schiffergesellschaft riecht es nach Bratkartoffel und Fisch, alte Tische und Bänke stehen in dem dunklen, holzgetäfelten Raum, Schiffsmodelle hängen von der Decke. "Haben Sie eine Vorstellung, was hiervon wirklich historisch ist?" , fragt Ditfurth. Das könnte die Stimme Stachelmanns sein. Alles Hülle, Nepp, in dieser Beurteilung sind beide aus dem gleichen Holz geschnitzt. Nein, das ist nicht sein Stil, Ditfurth dreht ab, geht weiter in die Mengstraße. Vor dem Buddenbrookhaus steht eine Schulklasse und hört sich geduldig einen vorbereitenden Vortrag an. "Das ist die Kulisse zur Förderung des Tourismus. Berühmte Leute werden für das Stadtmarketing instrumentalisiert. Dass sich jemand in der Stadtverwaltung ernsthaft für Thomas Mann und seine Literatur interessiert, bezweifele ich."
Die Stadt kämpft, denn sie verliert seit 40 Jahren Einwohner, sie ist auf 211 000 geschrumpft, sie hat schlechte Karten im Kampf um Gewerbeansiedlungen, seitdem die Zonenrandförderung weggefallen ist und die kleinen Gemeinden in Mecklenburg-Vorpommern großzügig und billig Flächen anbieten können? "Wir werden zunehmend zu einer Schlafstadt für Hamburg." 66 Kilometer sind es. Auf dem Weg zum Bahnhof kann Stachelmann jeden Morgen die Zahl auf dem Schild am Lindenplatz lesen.
Dass er auf dem Weg zum Bahnhof an zwei Apotheken vorbeikommt, ist ein wichtiges Detail. Denn Stachelmann leidet unter einer schweren Arthritis und benötigt permanent Schmerzmittel. An diesem Punkt, sagt Ditfurth, kommen sich der Autor und seine literarische Figur nahe. Ditfurth, 55, die kurzen Haare ergraut, hohe Stirn, markanter Kiefer, lässt vieles offen an seiner Hauptfigur: Alter, Statur, Größe, Haarfarbe. "Da soll der Leser Freiheit haben, sich ein Bild zu schaffen." In seinem Alltag ist Stachelmann zaudernd, konfliktscheu, beziehungsunfähig, verstockt und störrisch. Alles andere als das Alter Ego des Autors ("Meine Freundin würde nicht sagen, dass ich beziehungsunfähig bin" ) und alles andere als ein geborener Sympathieträger. Doch wenn er auf dem Bett liegt, von Schmerzen hingeworfen, dann ist er nicht nur Ditfurth ähnlich, dann regt sich beim Leser auch Mitleid. Ohne seine Krankheit wäre Stachelmann kaum erträglich.
"Ich kann nur über etwas schreiben, bei dem ich mich auskenne. Das ist bei den historischen Themen so, das ist bei dem Handicap so, das ich Stachelmann mitgegeben habe." Ditfurth leidet unter Rheuma und kennt die Zustände anhaltenden Schmerzes nur zu gut. Und darüber hinaus? Ditfurth wehrt ab. "Wenn ich als Selbstständiger so arbeiten würde wie Stachelmann, könnte ich nicht leben." Stachelmann sei eher typisch deutsch: Er lebe in einem privilegierten Status mit großer Freiheit, bester sozialer Absicherung, aber er fühle sich gefangen und jammere — auf sehr hohem Niveau.
Wie lebt es sich in Lübeck? Das Kinoprogramm biete nur Mainstream, die historische Bausubstanz sei nur Fassade, das Theater befinde sich auf künstlerisch bescheidenem Niveau. Die Sätze könnten von Stachelmann stammen. Sie stehen jetzt so im Raum, bleiben unwidersprochen. Der Besucher dagegen freut sich an der Vielfalt der Giebel, den nach außen geöffneten alten Doppelfenstern, dem Backsteinmauerwerk. Ditfurth strebt ins Café Niederegger. Kubikmeterweise Marzipan: als rosa Schweinchen und als braune Kugel, offen und abgepackt, mit Schokoüberzug oder als Rohmasse, in Form einer Scholle, eines Seesterns oder eines Krebses, einer Comicfigur in Blau, einer Banane in Gelb oder einer Erdbeere in Rot. Der Verkaufsraum ist überfüllt, es herrscht eine fast babylonische Sprachenvielfalt. An jedem Klischee, sagt Ditfurth bei anderer Gelegenheit, ist etwas dran. Sonst gäbe es das Klischee nicht.
Erst spät führt der Rundgang in jene Gassen und Innenhöfe, die das besondere Flair der Stadt ausmachen. Wollte er sich die Schätze aufsparen oder verborgen halten? Es geht in Ecken, wo die Bewohner die Vielfalt von Lebensstilen demonstrieren. Wo aus einem offenen Küchenfenster der Duft von einem frischen Espresso dringt und man im Vorbeigehen drinnen auf dem Gasherd das kochende Wasser sprudeln hört. Und die Bewohner freundlich guten Morgen wünschen.
Am Ende dann doch noch eine warme, versöhnliche Empfehlung. Lübecks Altstadt ist vollständig von Wasserstraßen umschlossen. "Wenn Sie das nächste Mal hier sind, machen sie eine Rundfahrt mit dem Boot. Sie bekommen einen ganz neuen Blick drauf." Vielleicht sogar auf einen mürrischen Mann ohne Alter, eine Tasche mit historischen Fachbüchern an der Hand, der gedankenversunken auf dem Weg von der Lichten Querstraße Richtung Bahnhof an der Trave entlangeilt.
Franz Schmider, Badische Zeitung, 31. Juli 2008

 

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